Der Leuchtturm Peggy´s CoveDer Leuchtturm Peggy´s Cove

Einen größeren Gefallen hätte der Kapitän der Mein Schiff 6, Todd Burgman, seinen Passagieren nicht machen können. „Wie wäre es mit einer kleinen Hafenrundfahrt?“, schlägt der US-Amerikaner den verblüfften Gästen  vor. Er verlässt die Pier von Bayonne in New Jersey und steuert das jüngste Flottenmitglied von TUI Cruises direkt auf die Skyline von Manhattan zu. Mit 2407 Gästen ist die Mein Schiff 6 fast ausgebucht und so ziemlich jeder Passagier hält sich nun mit einem Glas Sekt in der Hand auf einem der Außendecks auf. „Große Freiheit“, die Auslaufmelodie von „Unheilig“ erklingt. Die Sonne versinkt wie ein glühender Feuerball im Meer. New Yorks Wolkenkratzer knipsen ihre Lichter an und die Freiheitsstatue Miss Liberty – fast zum Greifen nah an der Backbordseite – leuchtet in der Dämmerung. Gänsehautatmosphäre schon gleich zu Beginn der Nordamerika-Kreuzfahrt der Mein Schiff 6.

Hafenrundfahrt mit der Mein Schiff 6 in New York
Hafenrundfahrt mit der Mein Schiff 6 in New York

Obwohl bereits Ende September hatte New York die TUI Cruises-Urlauber mit hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad begrüßt. Der erste Tag der Reise gehörte der Stadt, die niemals schläft. Einige verschlug es dabei nach Williamsburg, dem Trendviertel von Brooklyn. Mit einem Stück Pizza auf dem Teller saßen sie in einem Park, bewunderten die berühmte Skyline von New York und lauschten Elliott, dessen Familie seit Generationen hier zu Hause ist. Bei einem Spaziergang zeigt er die  Kunstwerke, die hier entstanden, seitdem sich die Gegend von einem Arbeiterviertel zu einer Künstlergegend mit bohemian Lifestyle entwickelt hat.

Im Trendviertel Williamsburg haben sich viele Künstler niedergelassen
Im Trendviertel Williamsburg haben sich viele Künstler niedergelassen

 

Kunst an Land und an Bord

Jede Menge Kunst entdecken die Gäste auch am nächsten Tag. Zwischen New York und Boston liegt ein Seetag. Ausläufer des Hurrikans Maria sorgen für etwas Seegang, aber das hält so gut wie niemanden davon ab, die vielen Angebote des Schiffes kennenzulernen. Unterwegs auf dem Nordatlantik bewundern die Reisenden die meisterhaften Fotografien der LUMAS Galerie auf Deck 4, belegen einen Malkurs im Atelier, gehen sporteln oder in das Spa.

Am Seetag lockt der großzügige Pool
An Seetagen lockt auch der großzügige Pool

Gerade an einem Seetag offenbart sich, ob ein Schiff überfüllt wirkt oder nicht. Hier sammelt die Mein Schiff 6 wirklich Pluspunkte, denn sie bietet so viel Platz pro Gast, dass es nirgendwo unangenehm voll ist. Und dass, obwohl die großzügigen Außenbereiche bei dem Sturmausläufer kaum genutzt werden. Lediglich im Buffetrestaurant Anckelmanns Platz kann es morgens und mittags schon mal etwas eng werden. Am Abend verteilen sich die Urlauber auf zwölf Restaurants und Bistros, schwofen in 14 Bars und Lounges und tanzen trotz Jetlag bis in den frühen Morgen in der Abtanz-Bar.

City Hall in Boston
City Hall in Boston

Boston heißt der nächste Hafen. „May I Help you?“ Kaum ist man hier mal kurz stehengeblieben, um auf den Stadtplan zu gucken, kommt schon jemand herbei geeilt, um weiterzuhelfen. Kaum zu glauben, wie freundlich die Leute in dieser Stadt sind. Es macht Spaß, die Metropole des Bundesstaates Massachusetts zu Fuß kennenzulernen. Zwischen spiegelnden Wolkenkratzern und historischen Kolonialbauten zu spazieren und auf dem vier Kilometer langen Freedom Trail zu wandeln. Er berührt alle wichtigen Stationen des Freiheitskampfes, darunter auch das Old State House. Von dessen Balkon aus verlas John Adams 1776 die Unabhängigkeitserklärung. Tipp: Für knapp drei Dollar kann man mit der U-Bahn in ein paar Minuten nach Cambridge fahren und dort über den Campus der ehrwürdigen Harvard Universität schlendern. Überall sitzen Studenten mit ihren Laptops auf dem Rasen, in den Coffeeshops und auf Parkbänken. Die Atmosphäre ist elektrisierend.

Naturtrip in Neuengland

Boston kommt bei den Mein Schiff 6-Gästen extrem gut an, aber auch der nächste Hafen zählt zu den Favoriten der Reise: Bar Harbour im Bundesstaat Maine. Im Tender fahren die Urlauber vom Schiff hinüber in jenen Ort, in dem die Rockefellers, die Fords und Astors, kurzum die reichsten Familien Amerikas, im 19. Jahrhundert ihre Sommerferien verbrachten. Die meisten Cottages (der Name trügt…), die sie hier einst gebaut hatten, fielen zwar einem Feuersturm zum Opfer, aber warum sich die Superreichen ausgerechnet diese Küste ausgesucht hatten, ist verständlich. Eine Fahrt durch den Acadia Nationalpark offenbart atemberaubende Ausblicke auf das Meer, Wälder, Seen und bizarre Granitfelsen.

Hummereis in Bar Harbour
Hummereis in Bar Harbour

Es duftet nach Piniennadeln. Am liebsten würde man sofort eine mehrtägige Wandertour starten. „Kein Angst vor den Schlangen! Um die haben wir eine Mauer gebaut, die die Schlangen selbst bezahlen mussten“, witzelt der Reiseführer und beschwört seine Gruppe, im Hochsommer wieder zu kommen. Dann leuchte der Waldboden violett von all den leckeren Blaubeeren. Törtchen mit Blaubeeren und Schlagsahne gibt es zum Nachtisch des Mittagessens. Als Hauptgang wird der berühmte Maine-Lobster serviert. Und wer nicht genug von dieser Spezialität bekommen kann, kauft sich in Bar Harbour noch ein Eis mit Hummergeschmack. Das soll es weltweit nur hier geben. Die Gelegenheit, Lobster zu essen, bietet sich übrigens täglich. Auch in Kanada wird er überall zum kleinen Preis serviert, und im „Surf & Turf“ auf dem Schiff sowieso.

Die Mein Schiff 6 ist eine eigene Destination mit vielen Angeboten
Die Mein Schiff 6 ist eine eigene Destination mit vielen Angeboten

Weiter geht es Richtung Norden nach Kanada. Doch es wird ein anderer Hafen angesteuert, als vorgesehen war. Anstatt in Sydney legt die Mein Schiff 6 in Saint John an. Sydney wird bereits von einem Kreuzfahrt-Riesen blockiert, weshalb Saint John die bessere Alternative sei. Die Stadt liegt in New Brunswick, nicht zu verwechseln mit St. John’s in Neufundland. Alle, die sich an diesem Sonntag dafür entschieden haben, einen Outdoor-Ausflug in die Natur zu unternehmen, haben es richtig gemacht. In Saint John hat alles geschlossen und bis auf einen kleinen Sonntagsmarkt ist nichts los. Aber warum sollte man es an einem Sonntag nicht mal ruhiger angehen lassen? Auf dem Schiff? Man könnte einen Saunaaufguss im Spa genießen. Einen Cocktail-Workshop besuchen oder einen Kurs im Siebdruck mitmachen. Oder einfach auf dem eigenen Balkon sitzen und einen Kaffee aus der Nespressomaschine trinken. Obwohl der Oktober schon angebrochen ist, scheint die Sonne noch heiß wie im Sommer. Die Wellen des Atlantiks plätschern. Ab und zu dringt der Jubel der Shuffleboard-Spieler vom Promenadendeck hinauf. Einfach Urlaub.

Der Leuchtturm Peggy´s Cove
Der Leuchtturm Peggy´s Cove

Auf den Spuren der Titanic

Nach einem weiteren Tag auf See läuft die Mein Schiff 6 in den Hafen von Halifax ein. Mit dem Taxi ist man in einer knappen Stunde in Peggy’s Cove, dem Fischerdörfchen mit dem malerischsten Leuchtturm von ganz Kanada. Wie beliebt dieses Fotomotiv ist, wird klar, als der Fahrer schwungvoll in den Ort einbiegt und abrupt in die Bremsen steigt, weil sich etliche Busse und Autos die enge Straße zum Parkplatz hochquälen. Trotzdem: Die Fahrt hat sich gelohnt, der Blick auf die von Wind und Wellen glattgeschliffen Klippen, auf den kleinen Leuchtturm und den tiefblauen Nordatlantik ist einmalig.

Der Hafen Halifax war die erste Station von Auswanderern in die neue Welt
Der Hafen Halifax war die erste Station von Auswanderern in die neue Welt

Aber auch Halifax selbst hat einiges zu bieten. Schiffsliebhaber pilgern ins maritime Museum, wo es eine Ausstellung über die Reederei Cunard gibt, deren Begründer Samuel Cunard aus Halifax stammte. Viel mehr aber noch interessiert die meisten Besucher die Titanic-Abteilung des Museums. Bilder, Geschichten, Fragmente, die dem Meer entrissen wurden, erinnern an das als unsinkbar geltende Schiff, das nun 600 Seemeilen vor Halifax auf dem Grund des Meeresbodens liegt. Nachdem es am 15. April 1912 gesunken war, wurden die Überlebenden nach New York gebracht. Die Toten kamen nach Halifax. Auch etliche der TUI-Kreuzfahrer statten ihnen heute einen Besuch auf dem Friedhof von Halifax ab.

Zum Abschluss New York City

Der letzte Tag der Kreuzfahrt gehört einmal mehr New York City. Da die Abreise erst am übernächsten Tag erfolgt, trauen sich nun viele Urlauber einen Ausflug auf eigene Faust zu. Schließlich kann man dieses Mal das Schiff nicht verpassen, und einen Abend am Times Square mit seinen vielen Lichtern zu verbringen, ist schließlich nicht das Schlechteste. Vom Kreuzfahrtterminal in Bayonne aus kann man es mit Bus und Bahn in gut einer Stunde bis nach Manhattan schaffen. Dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt.

Spazierengehen im Central Park
Spazierengehen im Central Park

 

Viele verschaffen sich erstmal einen Überblick von oben – vom Empire State Building. Einige fahren mit der Pferdekutsche durch den romantischen Central Park, gucken bei Tiffanys in der 5th Avenue ins Schaufenster und probieren ganz profan einen Hotdog von einem der vielen kleinen Imbissstände.

Beklemmend: das Denkmal für die Toten vom 11. September
Beklemmend: das Denkmal für die Toten vom 11. September

Beim Ground Zero, dem Denkmal, an dem das World Trade Center stand, rauscht das Wasser einen grauen Abgrund hinab. Die Namen all der Menschen, die bei dem Anschlag am 11. September ums Leben kamen, sind in die Marmoreinfassung eingraviert. Nahezu jeder bekommt eine Gänsehaut an diesem Platz. New York ist einfach unglaublich. Und ein perfekter Abschluss einer ganz besonderen Kreuzfahrt.

Susanne Müller, Chefredakteurin Welcome Aboard
Susanne Müller, Chefredakteurin Welcome Aboard

Über die Autorin:  Susanne Müller ist Chefredakteurin des Kreuzfahrtmagazins WELCOME ABOARD  (www.welcome-aboard.de) und betreibt seit kurzem auch den Reise-Blog www.wonderful-places.de

Diese und andere schöne Reportagen sind im neuen Heft WELCOME ABOARD 2018 zu finden, Rezension und Link zur Bestellung unter  www.worldwidewave.de/welcome-aboard-2018

Von Ingo