Buchkritik / Rezension "Der letzte Auftrag", Titus Müller, Heyne Verlag. Fulminante Spionage-Trilogie basierend auf der deutsch-deutschen Geschichte. Buchkritik / Rezension "Der letzte Auftrag", Titus Müller, Heyne Verlag. Fulminante Spionage-Trilogie basierend auf der deutsch-deutschen Geschichte. 

Dieser letzte Teil der Trilogie um die Doppelagentin Ria Nachtmann spielt in den letzten Monaten der DDR und „Der letzte Auftrag“ fängt diese, für Menschen in beiden deutschen Staaten, sehr emotionale Zeit, sehr stimmungsvoll und überzeugend ein. Ria Nachtmann, die ab 1961 als Spionin für den BND in der DDR als Sekretärin für KoKo-Kordinator Schalck-Golodkowski, tätig war und 1973 nach Westberlin zu ihrer großen Liebe entkommen kann, droht nun in diesem dritten Teil unter Lebensgefahr die Rückkehr in die DDR um ihre Tochter Annie vor Schikanen der Stasi zu retten.

Die Geschichte spielt größtenteils im Oktober/November 1989: Während sich die DDR-Regierung zum 40. Jahrestag der Republik auf die Feierlichkeiten vorbereitet, wird das Volk immer unzufriedener und beginnt zu protestieren. Überall im Land brodelt es, die Staatsmacht greift mit harten Mitteln durch. Annie ist Teil einer kirchlichen Friedensgruppe geworden und will mit ihrem Freund aus Jugendtagen, Michael, die Wahlfälschung in der DDR auffliegen lassen. Sie kommt an eine Videokamera heran und versucht mit dem kaltgestellten Filmemacher Michael Aufnahmen der Protestbewegung für eine Doku zu machen. Teile davon finden über einen westlichen Journalisten den Weg in die Tagesschau. Rein zufällig haben die beiden aber in Dresden KGB-Agenten gefilmt, die einen geheimen Plan verfolgen, um Russland nach dem vermuteten Zusammenbruch der Sowjetunion wieder erstarken zu lassen – einer dieser Agenten ist Wladimir Putin.

Der mehrfach preisgekrönte Titus Müller versteht es nicht nur spannend zu schreiben, sondern vor allem gerade die damals real-existierenden Figuren wie Honecker, Schalck oder Putin sehr glaubwürdig zu zeichnen. Das Buch basiert auf wahren Gegebenheiten, auch wenn diese den fiktiven Personen Annie und Michael zugeschrieben wird. Der Autor sorgt im Nachwort für vollständige Aufklärung seiner Inspirationsquellen. Anderes wie die legendäre Pressekonferenz von Günther Schabowski, die letztendlich zur Öffnung der Grenze führte, ist eingeflochten. So wechselt sich die eigentliche Handlung um die Protagonisten Annie immer wieder ab mit historischen Ereignissen. Die Situation in den letzten Tagen der DDR wird aus unterschiedlichsten Perspektiven der jeweiligen Figuren sehr detailliert eingefangen und wiedergegeben. So tauchen Stasimitarbeiter und KGB-Offiziere bei Ausübung ihrer Jobs auf, der Leser erfährt auch ihre Positionen und Haltung. Auf der anderen Seite wird der Leser mit hineingenommen in die Protestbewegung, diese gegensätzlichen Blickwinkel zeichnen ein sehr gutes Bild der letzten Tage der DDR. Auch fließen immer wieder kleine Alltagsanekdoten vom Leben in der DDR ein, welche das Buch wunderbar abrunden. Man muss die ersten beiden Teile nicht gelesen haben, um diesen Band zu verstehen. Es lohnt sich aber, alle drei Teile in Ruhe zu lesen, so gut stellt Titus Müller das Leben im anderen deutschen Staat und die deutsch-deutsche Geschichte dar.

Hervorragend recherchierter Plot mit vielen historischen Infos, eingestreut in eine spannende Erzählung, lassen den Leser tief eintauchen in die Zeit des Mauerfalls und das Ende der DDR. Eine gelungene Mischung von Fiktion und tatsächlicher Historie der Ereignisse rund um den 9. November 1989. Fulminante Spionage-Trilogie basierend auf der deutsch-deutschen Geschichte.

Der letzte Auftrag

Titus Müller

Heyne Verlag

Taschenbuch, 400 Seiten, 16 Euro

ISBN: ‎ 978-3453441279

Weitere Informationen unter https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Der-letzte-Auftrag/Titus-Mueller/Heyne/e582711.rhd?gadsnetwork=x&gclid=CjwKCAjw9pGjBhB-EiwAa5jl3FtK8cL22G4I-zI9EsJO9XeIjL6NnstF0w9_85wC5xL0VTECUYA7_BoCCE8QAvD_BwE

Von Ingo

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