Buchkritik/Rezension "Kannibal Jagdrausch, Mark Benecke, Benevento Verlag. Spannender Krimi mit brisantem Thema, der einen guten Einblick in diese abnorme Szene liefert.Buchkritik/Rezension "Kannibal Jagdrausch, Mark Benecke, Benevento Verlag. Spannender Krimi mit brisantem Thema, der einen guten Einblick in diese abnorme Szene liefert.

Mit „Kannibal Jagdrausch“ legt Kriminalbiologe und Bestsellerautor Mark Benecke nach „Viral Blutrausch“ den zweiten Band der Reihe um die Privatermittler Becker und Funke vor. Das Ermittlerteam wird von der Berliner Polizei zu einem besonders brisanten Fall hinzugezogen: In einem Berliner Park wird ein Koffer voller menschlicher Knochen gefunden, die seltsame Abschabungen aufweisen. Sie beginnen zu recherchieren und Becker hat schnell einen schockierenden Verdacht. Um diesem Verdacht auf den Grund zu gehen, steigert Becker sich in den Fall hinein, sucht nach Internetforen im Darknet und dem Austausch dort, um dem vermeintlichen Täter näherzukommen. Als er und seine Partnerin dann auf der Suche nach dem Mörder tiefer in den Fall involviert werden, als gedacht, wird es für beide sehr gefährlich.

Benecke greift in seinem Buch mit Kannibalismus ein in Thrillern oder Krimis sehr seltenes behandeltes Tabuthema auf. Der Kriminalbiologe, der als Gutachter in Kriminalfällen und auch als wissenschaftlicher Berater für Fernsehsender arbeitet, verfügt über die nötigen Sachkenntnisse und verpackt diese im Buch so hervorragend, dass der Leser gute Einblicke in dieses schwierige, abstoßende und erschreckende Thema erhält. Der Autor schafft es dabei sein Wissen mit einigen interessanten und spannenden Infos über Forensik, Knochen und Kannibalismus so weiterzugeben, dass es zum einen gut verständlich bleibt und zum anderen die Geschichte vorantreibt. „Kannibal. Jagdrausch“ ist inspiriert von wahren Begebenheiten und dem Fall des japanischen Kannibalen Sagawa. Es gibt – so unvorstellbar dies auch für viele Menschen sein mag – ein aktives Kannibalismus-Milieu mit „Chefs“ und „Longpigs“. Entsetzen und Ekel schwingen bei der Lektüre mit.

Dunkle Fantasien und menschliche Abgründe sind gut herausgearbeitet, die eigentlichen Taten werden aber nicht detailliert geschildert. Abstoßender sind die Chats und „Rezepte“ in den Kannibalismus-Foren, die selbst Hartgesottenen den Appetit verderben dürften. Abwechselnd wird aus der Perspektive von Becker und Funke sowie des gesuchten Täter erzählt. Diese Perspektivwechsel sind gekonnt aufgebaut, dass der Leser gut in Handlung und die Gedankenwelt des Täters eintauchen kann. Becker und Funke bilden ein ungewöhnliches Gespann, die innere Zerrissenheit Beckers ist dabei sehr realistisch und nachvollziehbar beschrieben. Das Ermittler-Duo wurde von Benecke weiterentwickelt und der Leser erfährt Details zum Privatleben der Hauptakteure, so dass die Charaktere verständlicher werden als noch im ersten Band. Hinzu kommt die zielgerichtete Erzählweise, Beneckes flotter Schreibstil mit kurzen, prägnanten Sätzen ohne große literarische Schnörkel überzeugt mit nüchternen Schilderungen und bringt viel Tempo in das Geschehen. Herauszuheben ist auch die gelungene Cover- und Kapitelgestaltung, dazu gibt es zum Buch ein passendes Lesezeichen, eine gute Idee des Verlags.

Ein spannender Kriminalroman mit brisantem Thema, der einen guten Einblick in diese abnorme Szene liefert.

Kannibal Jagdrausch

Mark Benecke

Benevento Verlag

Gebunden, 200 Seiten, 20 Euro

ISBN: 9783710901577

Weitere Informationen unter https://www.beneventopublishing.com/benevento/produkt/kannibal-jagdrausch-2/

Von Ingo