Reportage einer Kreuzfahrt um die Azoren, Slow Cruising mit der World Voyager von nicko Cruises, viel Zeit für EntdeckungenReportage einer Kreuzfahrt um die Azoren, Slow Cruising mit der World Voyager von nicko Cruises, viel Zeit für Entdeckungen

Die Entspannung beginnt gleich am ersten Tag dieser Kreuzfahrt zu den Azoren, nach dem Einchecken auf dem Schiff. Denn die World Voyager liegt noch über Nacht und bis zum nächsten Abend in Funchal auf Madeira. So bleibt sehr viel Zeit, erst einmal in Ruhe anzukommen, die geräumige Balkonkabine zu genießen und dann auf dem Pooldeck beim Late Lunch sich etwas aus den vielen gebotenen Köstlichkeiten auszusuchen. Gemütlich und in aller Ruhe, man versäumt nichts, denn man hat ja noch den gesamten Abend und den nächsten Tag bis 17 Uhr, um die Hauptstadt zu erkunden und auf einen Ausflug ins Landesinnere zu gehen.

Ein herrlicher Einstieg in diese Kreuzfahrt rund um die Azoreninseln, der sehr gut verdeutlicht, was nicko cruises unter seinem Slogan „Slow Cruising“ versteht: Ganz viel Zeit an Land für Entdeckungen und die Chance, sich etwas tiefer auf die jeweilige Kultur des Gastlandes einzulassen, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und so etwas mehr über Land und Leute zu erfahren. Das schafft die Möglichkeit für tiefere Erlebnisse, die zu schönen Erinnerungen werden. Denn das Außergewöhnliche an vielen Orten sind nicht nur die weltbekannten Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem die Highlights, die man abseits der Touristentrampelpfade entdecken kann und authentische Begegnungen mit Einheimischen. Da sich dies nicht immer auf den ersten Blick erschließt, ist es umso wichtiger, sich dafür Zeit nehmen und in Ruhe genießen sowie verstehen zu können. Slow Cruising bedeutet Zeit für diese Entdeckungen zu haben, denn nicko tours hat die Fahrpläne so optimiert, dass auf dieser zwölftägigen Azoren-Kreuzfahrt zwei Übernachtaufenthalte und lange Liegezeiten von bis zu 14 Stunden möglich sind. So können Gäste die Inseln ohne jegliche Hektik auf ausgedehnten Landgängen intensiv genießen, Land und Leute ausführlicher kennenlernen und viel von dieser Schiffsreise mit nachhause nehmen.

Altstadt von Pota Delgada

Hinzu kommt, dass die World Voyager mit einer Länge von 126 Metern und Platz für 200 Passagiere auch da fahren und anlegen kann, wo große Kreuzfahrtschiffe nicht hinkommen: In London unter der Tower Bridge hindurch bis ins Herz der Stadt, in Dubrovnik direkt an der Altstadtmauer, auf dem Guadalquivir bis ins Zentrum Sevillas oder im Hafen der kleinen Azoreninsel Santa Maria – auch das ist Slow Cruising, man kommt noch näher ran an Land und Leute, abseits vom Massentourismus.

Hortensien sind das Symbol der Azoren

Weit abseits liegen auch die neun Azoreninseln, rund 1.400 km vom Mutterland Portugal und 2.100 km von Neufundland entfernt. Alle Inseln zusammen sind etwa so groß wie das Saarland, nur zerstreut in drei Gruppen mitten im Atlantik, weswegen sie auf Landkarten so wirken wie Trittsteine im Garten. Der Name „Ilhas dos Açores“ bedeutet übersetzt „Habichtsinseln“ und ist ein ornithologischer Fehltritt: Der portugiesische Entdecker und Namensgeber der Azoren, Diego de Silvas, war 1427 der Überzeugung, Habichte auf den Inseln gesehen zu haben. Allerdings waren dies Mäusebussarde, denn Habichte gibt es auf den Azoren bis heute nicht. Die Flagge des Archipels stellt das klar, unter den die Inseln repräsentierenden neuen Sternen ist ein großer Bussard abgebildet.

1.700 Vulkane, rund 25 Wal- und Delfinarten in einem der größten Walschutzgebiete der Erde, 1.300 Pflanzenarten, darunter viele Hortensien, das Symbol der Azoren, und Farne so hoch wie Bäume, dazu eine rustikale Natur mit zahlreichen heißen Quellen, Wasserfällen und natürliche Badepools, die sich in Vulkankratern gebildet haben – die Azoren sind sehr abwechslungsreich und ein Wanderparadies. Auf den Inseln kann man vier Jahreszeiten an einem Tag erleben, sagen die Einheimischen, denn das Wetter kann schnell von einem Extrem ins andere umschlagen – und das mehrmals am Tag.  Je weiter westlich, desto mehr Regen auf der Insel, was aber für eine sprießende Natur mit vielen satten Grüntönen sorgt. Die Vegetation ist so üppig, dass man in Portugal über die Bewohner sagt, ihnen wachse Moos am Hintern.

Von den knapp 500.000 Touristen im Jahr, sind 80 Prozent Portugiesen, die fast alle auf der größten Azoren-Insel São Miguel Urlaub machen. Die Hauptstadt der Insel sowie der gesamten autonomen Region der Azoren ist Ponta Delgada, mit barocken Bauten, Kirchen und verwinkelten Gassen in der Altstadt. Die Hauptsehenswürdigkeit und weltweit einzigartig ist das Naturspektakel Sete Citades mit zwei Seen inmitten der steilen Wände eines eingestürzten Vulkankraters.

Die beiden Seen in Sete Cidades gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Azoren

Die direkt hinter einander gelegenen beiden Seen schimmern unterschiedlich in den Farben grün und blau, was ein ziemlich surreales Bild hervorruft. Die verschiedenen Farben entstehen durch starkes Algenwachstum im dadurch grüngefärbten See, das durch Vulkanmineralien hervorgerufen wird. Im Norden der Insel befinden sich die einzigen beiden Teeplantagen Europas: Die 1883 angelegte Cha Gorreana sowie Cha Porto Famoso.

Teeplantage: Einzigartig nicht nur auf den Azoren, sondern in ganz Europa

Früher gab es 14 Teefabriken auf São Miguel, heute werden die Blätter nur noch auf den beiden Plantagen zu Grün – und Schwarztee verarbeitet.

Das nächste Ziel, Graciosa, verdankt seinen Namen der lieblichen, hügeligen Landschaft. Gleich bei der Ankunft im Hafen von Praia sind die Wahrzeichen der Insel zu sehen, Windmühlen aus dem 19. Jahrhundert mit ihren roten Hauben.

Hotelmanager Thomas Leitner hat sich mit der Küchencrew eine Überraschung ausgedacht: mittags werden die Passagiere mit Kleinbussen zu einem ausgiebigen Barbecue gebracht -inmitten der mit Riesenfarnen bewachsenen Caldeira eines erloschenen Vulkans.

Ein ganz anderes Kaliber wartet nachmittags im Südosten der Insel, der von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt wurde. Ein Riesenkrater, von dem knapp 150 Stufen in eine beeindruckende Schwefelgrotte hinabführen, die Furna do Enxofre. In der großen Höhle befindet sich ein See mit dunklem, schwefelhaltigem Wasser, regelmäßiges Blubbern erinnert daran, das der Vulkan direkt unter den Füßen noch aktiv ist.

 

Sehr lebendig ist es ebenfalls in Horta auf Faial, in der Marina herrscht ein wuseliges Gewimmel, überall liegen Segelboote und an den Piers Ausrüstung herum. Hier treffen sich viele Transatlantik- und Weltumsegler vor oder nach dem Törn über den „Großen Teich“. Gleich gegenüber liegt eine der bekanntesten Hafenkneipen des Atlantiks, Peters Café Sport, hier schaut jeder Segler vor dem großen Abenteuer noch mal rein und trinkt Gin Tonic.

Zweiter Brauch: An der Hafenmauer ein gemaltes Bild hinterlassen, wenn man nicht Mast- oder Schotbruch erleiden möchte.  Die ersten farbenfrohen Malereien entstanden um 1950 an den Kaimauern, heute ist selbst auf dem Gehweg an der Pier kaum noch Platz für neue Bilder für das größte Gästebuch der Welt.

 

Die Gäste der World Voyager haben mehr als genug Zeit alles zu bewundern, denn das frühmorgens angekommene Schiff liegt nicht nur über Nacht, sondern auch den gesamten nächsten Tag bis 22 Uhr im Hafen. Klar, dass Tische für das Abendessen in der Traditionskneipe bestellt werden, aber es gibt dort noch mehr Erlebenswertes als Essen und Trinken. Denn im zweiten Stock von Peters Café befindet sich ein Museum mit der weltweitgrößten Sammlung bemalter Walzähne.

 

Keinen Kilometer entfernt befand sich früher eine Zerlegungsfabrik, die gut 2.000 Wale pro Jahr verarbeitete, aber seit mehreren Jahrzehnten geschlossen ist. Empfehlenswert ist auch ein ausführlicher Bummel durch die reizende Altstadt von Horta mit vielen herrschaftlichen Gebäuden. Am nächsten Tag fallen bei einer langen Wanderung entlang der Küste vor allem lange Hortensienhecken auf, die eine natürliche Abgrenzung für die Viehweiden darstellen oder entlang der Wege wachsen. Die strahlende, blaue Blütenpracht ist schon von Weitem zu sehen, aufgrund der vielen Hortensien wird Faial auch als „Blaue Insel” betitelt. Dieses Mal hat Kreuzfahrtleiter Manfred Fiedeler eine Überraschung für die Gäste parat. Mit Zodiacs geht es auf anderthalbstündige Entdeckungstour zur alten Walzerlegungsfabrik und in einige der erstaunlich langen Höhlen, die das Meer in die Felsen rund um Horta ausgewaschen hat.

Das Rathaus von Vila do Porto auf Santa Maria ist in einem alten Kloster untergebracht

Jede Azoreninsel hat ihre Besonderheit, Terceira ist die Kulturhochburg des Archipels. Besonders sehenswert ist Angra do Heroísmo, älteste Stadt der Azoren und seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt wurde 1534 gegründet, alte Herrenhäuser, Palästen, Parkanlagen und Denkmäler sind noch heute gut erhalten. São Jorge hingegen gilt als Wanderparadies und bezaubert mit fantastischen Panoramaaussichten auf das Meer. Typisch für dieses Eiland sind die charakteristischen Fajãs, kleine fruchtbare Lava-Landzungen, in denen Obstbäume und Gemüse angebaut werden oder die als natürliche Meerwasserswimmingpools dienen. Die Insel ist kaum erschlossen, aber in ganz Portugal bekannt, nicht nur bei Genießern und Gourmets. Velas gilt als die „Hauptstadt des Käses“, hier wird ein schmackhafter Hartkäse aus Kuhmilch hergestellt. Santa Maria, das südlichste und sonnigste Eiland, wurde 1427 entdeckt und ist geologisch gesehen die älteste Insel der Azoren. Hauptstadt ist Vila do Porto, das Rathaus ist in einem alten Kloster untergebracht. Neben einigen schönen Sandstränden ist Santa Maria für seine schönen, in Handarbeit hergestellten, Keramiken bekannt.

Auf dem Seetag zurück nach Funchal, ist es Zeit, Abschied zu nehmen von der World Voyager. 2020 als Expeditionsschiff mit Eisklasse 1B gebaut, wirkt das Schiff noch wie neu und hervorragend gepflegt, mit geschmackvoll eingerichteten Kabinen von 17 bis 44m² und legerem Ambiente in Restaurant sowie Lounges. Kulinarisch ist das Niveau erstaunlich hoch, Küchenchef Adrian Agreci zaubert mit seiner Crew abwechslungsreiche und schmackhafte Menüs. Der Service ist aufmerksam, aber unaufdringlich, die natürliche Freundlichkeit von Kellnern und Zimmerservice ist außergewöhnlich gut.

Gemütlich eingerichtet, wie hier die Lounge, ist das gesamte Schiff

Eine Kreuzfahrt mit der World Voyager bietet so insgesamt ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist zudem noch ein deutschsprachig. Einzigartig in dem Segment, denn andere Expeditionsschiffe sind vom Niveau her entweder, teilweise weit, darunter oder im absoluten Luxussegment, mit dementsprechenden Preisen. Wer die World Voyager noch erleben möchte, sollte sich beeilen, denn im Herbst erfolgt der Abschied aus dem deutschsprachigen Markt, das Schiff soll zukünftig den US-amerikanischen Markt bedienen.

Die Kabinen sind großzügig und stilvoll eingerichtet

Bis dahin haben Kreuzfahrtbegeisterte aber die Möglichkeit für vergleichsweise wenig Geld ein erstklassiges Produkt zu erhalten.

 

Wer die WORLD VOYAGER noch erleben möchte, kann dies mit diesen Angeboten tun:

12 Tage | Longyearbyen • Spitzbergen • Longyearbyen, 4.08.-15.08.2023 ab 8.999 € pro Person inkl. Flug

https://www.nicko-cruises.de/reise/lsl-wvo?journeyId=61780daf921d8a76fb1a4cf1&startDate=2023-07-24 

 16 Tage | Reykjavík • Grundarfjörður • Akureyri • Eskifjörður • Ålesund • Flåm • Hamburg25.08.-09.09.2023 ab 6.099 € pro Person inkl. Hinflug

https://www.nicko-cruises.de/reise/rih-wvo?journeyId=6179366ff57c98771b1320ee&startDate=2023-08-25

 5 Tage | Hamburg • Cuxhaven • Harlingen • Helgoland • Hamburg

09.09.-13.09.2023 ab 1.939 € pro Person, dies ist die letzte Reise des Schiffs im deutschen Markt und startet rund um die Cruise Days in HH

https://www.nicko-cruises.de/reise/hhh-wvo?journeyId=617b9ef93f25171b3163d767&startDate=2023-09-09

 

Lesetipp Reiseführer: Azoren, Dumont Reiseverlag, Susanne Lipps, Taschenbuch, 304 Seiten, mit Karte, 19,95 Euro, ISBN: ‎ 978-3616007021

Weitere Informationen unter https://www.mairdumont.com/marken-produkte/produkte/reisefuhrer/

Die Rezension des Buches unter https://worldwidewave.de/azoren

Von Ingo

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