Der Smart Chip soll Passagieren die Kreuzfahrt erleichtern: schneller einchecken, Türen öffnen, bestellen, zahlen - und stets geortet werden.Der Smart Chip soll Passagieren die Kreuzfahrt erleichtern: schneller einchecken, Türen öffnen, bestellen, zahlen - und stets geortet werden.

Eine innovative Technologie soll Passagieren die Kreuzfahrt erleichtern: Mit einem Smart Chip können die Gäste schneller einchecken, Türen öffnen, bestellen, zahlen – und stets geortet werden, wenn sie den Smart Chip tragen. Wenn der Passagier der Zukunft an Bord eines Kreuzfahrtschiffes geht, ist er der Crew bereits bestens bekannt. Er muss sich nicht mehr umständlich ausweisen und eine Karte an den Scanner halten, sondern spaziert einfach am freundlichen Stewart vorbei, der ihn mit Namen begrüßt. Die Kabinentür öffnet sich wie von Zauberhand, sobald er davor steht. Beim Flanieren an Deck findet er auf seinem Smartphone diskrete Empfehlungen, welche Sportangebote in der Nähe ihm gerade gefallen könnten und welche Mitreisenden ähnliche Interessen haben wie er. Und an der Bar stellt ihm der Kellner sogleich seinen Lieblingsdrink hin – sofern dieser Wunsch auf dem smart Chip aktiviert ist.

Möglich macht dies eine neue Technologie, an der die Reedereien MSC und Carnival seit einigen Jahren arbeiten und mit der sie nun schrittweise ihre Flotten ausrüsten: eine digitale Infrastruktur, die aus Tausenden unsichtbarer Sensoren an Bord besteht und die mit einem Funk-Chip verbunden sind, den jeder Passagier bereits vor der Reise nach Hause geschickt bekommt. Er kann dort bereits vor der Reise seine persönlichen Vorlieben einspeisen, Ausflüge planen, Informationen über die Route abrufen und später auf dem Schiff einen Eisbecher ordern oder eine Massage buchen. Der Smart Chip dient nicht nur als Bordkarte, Kabinenschlüssel und Zahlungsmittel, sondern kann auch per Smartphone, Tablet oder Kabinenfernseher bedient werden und mit Hilfe von Gesichtserkennung, dem Ortungsdienst GPS und den Funktechniken WLAN, Bluetooth und NFC sämtliche Dienstleistungen an Bord ausführen. Während der Passagier nachmittags am Pool liegt, bereitet er sich auf den Landausflug vor, indem er per Virtual Reality sieht, was ihn erwartet. Oder er plant schon den perfekten Abend und ordert über das Smartphone ein Glas Wein, das genau in dem Moment serviert wird, in dem er nach dem Dinner im Theater Platz nimmt. Das allerdings bedeutet, dass er während der Ferien ziemlich viel auf seinem Handy herumtippt.

Bei MSC Cruises heißt die Technologie “MSC for Me”. Als erstes Schiff wurde die MSC Meraviglia damit ausgerüstet, es folgte die MSC Seaside. Nach eigenen Angaben hat die Reederei rund 20 Millionen Euro in Entwicklung und Ausrüstung investiert und dafür mit Verhaltensforschern und Digitalexperten von Firmen wie Deloitte Digital, Hewlett Packard und Samsung zusammengearbeitet.

Der Smart Chip lokalisiert Kinder in Echtzeit

Carnival Cruise Line hat den Smart Chip auf den eleganten Namen “Ocean Medallion” getauft. Ocean steht für “One Cruise Experience Access Network”. Als erstes Schiff wurde die Regal Princess mit der Technologie ausgerüstet, fünf weiteren Schiffe folgen in diesem Jahr. Damit der Chip nicht an ein billiges All-Inclusive-Bändchen erinnert, kann man beim “Ocean Medallion” unter verschiedenen Designs wählen und den Smart Chip als Lederband, Armreif, Brosche oder lose in der Hosentasche tragen.

Die Smart-Ship-Technologie läutet ein neues Zeitalter der Kreuzfahrten ein und ermöglicht, alle Bedürfnisse zu erfassen, noch bevor die Gäste an Bord sind. Aber vor allem erleichtert sie der Crew die Arbeit: So muss zum Beispiel bei Landausflügen nicht lange gezählt werden, ob alle Teilnehmer da sind. Der Chip, mit dem auch die Crew-Mitglieder ausgestattet sind, weiß Bescheid. Auch die Seenotübung lässt sich leichter organisieren, wenn alle Passagiere lückenlos geortet und nach Muttersprache sortiert an eine Stelle dirigiert werden können. Der Steward muss nicht mehr klopfen, wenn er putzen will, weil er weiß, ob die Kabine gerade frei ist. Und die “Echtzeit-Kinderlokalisierung”, mit der MSC wirbt, ermöglicht es, die Position verloren gegangener Kinder auf fünf Meter genau zu bestimmen. Dann dürfte es künftig auch schneller auffallen, wenn eine Person über Bord geht oder vermisst wird. Allerdings wird der Passagier -bei allen Annehmlichkeiten – auch gläsern: Wer den Smart Chip bei sich trägt und /oder seine Präferenzen eingestellt hat, ist für die Reedereien jederzeit nachverfolg- und einschätzbar.

Von Ingo