Buchkritik / Rezension "Soul of New York, Tarajia Morell, Jonglez Verlag. Rundum gelungenes Buch, welches das Lebensgefühl im Big Apple perfekt widerspiegelt.Buchkritik / Rezension "Soul of New York, Tarajia Morell, Jonglez Verlag. Rundum gelungenes Buch, welches das Lebensgefühl im Big Apple perfekt widerspiegelt.

Mit „Soul of New York“ hat der Jonglez Verlag eine neue Destination der ungewöhnlichen Reihe herausgebracht, die „Reiseführer für Leute, die keine Reiseführer mögen“ umfasst. Autoren sind immer Insider und Einheimische, die ihre Städte auch abseits der Touristenpfade extrem gut kennen und Sehenswürdigkeiten und Tipps bereiten, die in normalen Reiseführern kaum oder gar nicht stehen. In einer Stadt wie New York, die sich ständig verändert und neu erfindet, können die Attraktionen von heute schon morgen völlig out sein.

Darum ist es wichtig, auch zeitlose Tipps zu bekommen, die auch in ein paar Jahren noch einen Besuch wert sind. Das gelingt der Autorin Tarajia Morell ganz hervorragend, denn die Reise- und Foodjournalistin, die für Vogue, Condé Nast Traveller, Wall Street Journal Magazin oder Departures schreibt, ist im Big Apple selbst bekannt und gilt als Stilikone: Die New York Times beschrieb Morell in einem Artikel als ungewöhnlichste, wenn nicht gar beste Gastgeberin der Stadt. Ihre Dinnerparties, die in ihrem Haus in Brooklyns Boerum Hill, das sie mit ihrem Partner, dem Möbeldesigner Sebastian Seergant gestaltet hat, sind begehrt und es gibt eine lange Warteliste. Der Autorin wurde die Rolle als Gastgeberin in die Wiege gelegt, ihre Eltern Cathy and Peter führen den Morrell & Company Wine Shop & Restaurant. Daher ist sie genau die Richtige für echte Geheimtipps, urige Hotels oder Shoppingerlebnisse. Dass als bekennender „Foodie“ auch einige außergewöhnliche, aber absolut bezahlbare Restaurants oder Delis unter ihren Empfehlungen sind, verwundert nicht.

In der Buchreihe werden immer 30 weitgehend unbekannte Erlebnisse und Locations vorgestellt, da Morell weitere sehenswerte Orte in den Kapiteln zusammenpackt, sind es in diesem tollen New York-Führer insgesamt mehr als 100 wertvolle Tipps und Anregungen. Darunter sowohl die derzeit hippsten Locations als auch kleine Geschäfte und Restaurants, die bei den Einheimischen schon länger ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen, Touristen aber meist verborgen bleiben. Die meisten davon liegen in Manhattan und sind zu Fuß oder mit der U-Bahn bestens erreichbar, in Queens befindet sich das MoMa PS1, eines der größten Museen für zeitgenössische Kunst, und zwei in Brooklyn, darunter das Hotel Whyte, das in einer alten Fabrikhalle von 1901 untergebracht ist und aus großen Fabrikfenstern fantastische Aussichten ermöglicht. Auch Surfen ist in New York möglich, in Rockaways, mit der Subway Linie A ist der Strand gut erreichbar. Auch Baden im meist etwas kälteren Atlantik ist am Rockaway Beach möglich, romantische Bootsausflüge zum Sonnenuntergang fahren bei der B 72nd Street ab.

„Sylvias“ in Harlem mag der ein oder andere versierte New York-Besucher kennen, ihre Küche gibt es seit 1962 und hier wurde Soulfood serviert, bevor dieses Wort überhaupt erfunden wurde. Charles´Country Fried Pan Chicken, wo der auf einer Südstaatenplantage geborene Inhaber seit 1965 würzige Brathähnchen anbietet, dürfte den Wenigsten bekannt sein, aber ein die schmackhaften Hähnchen lohnen immer einen Besuch. Im Jazzclub Village Vanguard spielten seit 1935 regelmäßig Größen wie Thelonious Monk, Charels Mingus, Stan Getz oder Miles Davis Keller in Greenwich Village, Männer sollten für maßgeschneiderte Anzüge zum Herrenausstatter Freemans Sporting Club gehen, der auch selber Modetrends gesetzt hat – von hier aus ging der Holzfäller-Look um die Welt. Für Frauen lohnt sich ein Besuch in der New Top Jewelry in Chinatown, wo es  Schmuck wie von Carrie Bradshaw aus „Sex & the City“ gibt. Ungewöhnlich ist Orchard Corsets, wo man seit 1968 darauf spezialisiert ist, weibliche Kurven in Szene zu setzen, etwa zehn Zentimeter lassen sich bequem, und ohne Gefahr außer Atem zu geraten, gewinnen. Die in Aussicht gestellte Wespentaille zieht Stars wie Madonna an, die ihre Ledercorsagen hier anfertigen lässt. Eine gut gelegene (im Herzen von West Village), aber trotzdem für New York preiswerte Unterkunft ist das The Jane Hotel, ein ehemaliges Seemannsheim, in dem 1912 Schiffbrüchige der „Titanic“ untergebracht wurden, sehr schön designt, mit winzigen kajütenähnlichen Zimmern, aber gut bezahlbar.

Dieses Buch zeigt ein anderes New York, denn die von Morell ausgewählten Erlebnisse sind alles andere als Mainstream. Dazu gibt es Tipps wie ein New Yorker die Take Away-Pizza in den Slice Shops isst, die besten Ecken des Central Parks oder die Empfehlung erst abends auf die Aussichtsplattform des Empire State Buildings zu fahren, weil dann deutlich weniger Touristen da sind und einem das fantastische Lichtermeer der Stadt zu Füßen liegt. Besonders wertvoll ist der Kniff noch an Karten für monatelang ausgebuchte Broadwayshows zu kommen: Ab 17 Uhr werden bei TKTS am Times Square Restkarten und zurückgegebene Kontingente für Aufführungen am selben Abend verkauft. Zwischendurch gibt es noch ein paar Interviews mit Ur-New Yorkern und Szenekennern, die die Stadt aus ihrem Blickwinkel schildern.

Ein rundum gelungenes Buch, mit schönen Fotos von Liz Barclay und Aquarellen der Künstlerin Abbie Zuidema illustriert, welches das Lebensgefühl im Big Apple perfekt widerspiegelt.

Soul of New York

Tarajia Morell

Jonglez Verlag

Taschenbuch, 128 Seiten, 14,95 Euro

ISBN: ‎ 978-2361956226

Weitere Informationen unter https://jonglezpublishing.com/de/produkt/soul-of-new-york-30-einzigartige-erlebnisse-copy-2/

Von Ingo