Norwegen wird den Stad Skipstunnel bauen: Für den Baustart Ende 2021 wurden rund 330 Millionen Euro Finanzmittel freigegeben.Norwegen wird den Stad Skipstunnel bauen: Für den Baustart Ende 2021 wurden rund 330 Millionen Euro Finanzmittel freigegeben.

Norwegen wird den Stad Skipstunnel bauen: Für den Baustart, der laut der norwegischen Schiffsverkehrsbehörde Kystverket auf Ende 2021 angesetzt ist, wurden rund 330 Millionen Euro Finanzmittel freigegeben. Die Kosten könnten Experten zufolge aber durchaus noch weiter steigen, da der Bau sehr aufwendig ist. Schätzungsweise 7,5 Millionen Tonnen Felsgestein müssen abtransportiert werden. Derzeit ist eine Bauzeit von etwa vier Jahren angesetzt.

Der 1,7 Kilometer lange Stad Skipstunnel auf dem Gebiet der westnorwegischen Gemeinde Selje im Fylke Sogn og Fjordane soll den Moldefjord bei Eide mit dem Vanylvsfjord bei Kjøde verbinden. Pro Tag sollen den Tunnel 70 bis 120 Schiffe passieren. Mit einer Breite von 36 Metern (26,5 Meter befahrbar), einer Höhe von 49 Metern (1,625 m2), davon 37 Metern über der Wasserlinie und einem Tiefgang von 12 Metern soll der Tunnel durch solides Gneiss-Gestein von Schiffen bis zu 16.000 BRT befahrbar sein. Der Stad Skipstunnel könnte etwa 500 Lkw-Fahrten in West-Ost- bzw. Ost-West-Richtung verlagern, die derzeit aufgrund der langen Fahrzeiten um die Halbinsel Stadlandet nicht auf dem Seeweg transportiert werden. Zum Bau muss an beiden Enden des Tunnels zunächst ein Kofferdamm gebaut werden, der das Wasser bis zur Fertigstellung des Tunnels fernhält. Der Tunnelvortrieb würde mittels Tunnelbohrmaschinen und Sprengungen bis zwölf Meter unter den Wasserspiegel erfolgen. Zuletzt werden die beiden Dämme entfernt und der Tunnel geflutet. Durch den Bau entsteht eine schnelle Ganzjahres-Route zwischen Bergen und Ålesund.

Die Position der Tunnelportale im äußersten Süden der Halbinsel Stadlandet ermöglichen die Passage auf kürzeste Distanz und bieten gleichzeitig Seebedingungen, welche die Nutzung bei der Mehrheit der möglichen Wetterzustände erlauben. Denn anstatt um die Halbinsel Stadlandet herumfahren zu müssen, soll die Seeroute für die Schiffe quer durch das Land gehen. Durch die Tunnelpassage bräuchte ein Schiff mit einer Geschwindigkeit von 15 Stundenkilometern nur knapp zehn Minuten. Im Moldefjorden soll eine Brücke über dem Tunnelportal entstehen, von welcher Besucher die ein- und ausfahrenden Schiffe beobachten können. Da es sich um ein landschaftlich sensibles Gebiet handelt, soll der Tunnel zum einen mit möglichst geringen Eingriffen in die Natur errichtet werden.

Das Seegebiet um die norwegische Halbinsel Stadlandet ist bei Seefahrern berüchtigt. Aufgrund der Kombination von Meeresströmungen und der Unterwasser-Topografie entstehen an 90 bis 110 Tagen im Jahr sehr hohe Wellen aus verschiedenen Richtungen. Folge dieser sich kreuzenden Wellen ist ein Fahrwasser mit sehr fordernden Wellenverhältnissen, die vielen Schiffen bereits zum Verhängnis geworden sind. So erlitt 2011 der Frachter Molo Trader Schiffbruch, 2003 konnte die MS Midnatsol nach einem Maschinenschaden 150 Meter vor Auflaufen auf ein Riff durch Werfen des Ankers gestoppt werden. Auch das Kreuzfahrtschiff Viking Sky geriet dort im März 2019 mit 1373 Menschen an Bord in Seenot. Nach einem Motorschaden trieb das havarierte Schiff auf Felsenberge zu. Durch die Zerstörungen an Deck wurden einige Passagiere verletzt.

Weitere Informationen unter https://skipstunnel.no/

Von Ingo