Das Mittelmeer zieht jedes Jahr mehr als 320 Millionen Touristen an. Doch das Ferienparadies ist nach einer Studie des WWF in Gefahr. Schon heute ist das Binnenmeer trauriger Rekordhalter der am stärksten verschmutzten Gewässer weltweit. Rund 95 Prozent des Mülls im Meer und an den Stränden bestehen aus Plastik. Das bedroht die Meereslebewesen, aber auch die Menschen. Der wachsende Massentourismus in der Region ist Teil des Problems. Wenn nichts geschieht, könnte das Mittelmeer schon bald zu einem Meer aus Plastik werden

Obwohl das Binnenmeer nur ein Prozent des weltweiten Wassers ausmacht, konzentrieren sich hier rund sieben Prozent des weltweiten Mikroplastiks. Das Mittelmeer befindet sich durch seine Lage regelrecht in der Plastikfalle: Umschlossen von drei Kontinenten gibt es nur wenig Wasseraustausch mit den großen Ozeanen. Das bedeutet: Der Müll, der im Mittelmeer landet, bleibt gefangen und sammelt sich an.

Eine LKW-Ladung Plastik pro Minute

Jedes Jahr werden 335 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Davon landen rund 8 Millionen Tonnen im Meer. Das ist etwa eine Lkw-Ladung pro Minute. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es Schätzungen zufolge im Jahr 2050 mehr Plastik in unseren Ozeanen geben als Fisch. Ein verheerendes Szenario, denn es können mehrere hundert Jahre vergehen, bis sich das Plastik im Meer zersetzt hat. Plastikbecher verbleiben etwa 50 Jahre im Meer, Angelschnüre sogar 600 Jahre.

Einige Mittelmeerländer gehören zu den europäischen Spitzenreitern bei der Müllproduktion. Die Abfallsysteme seien dort häufig mangelhaft. Nur ein Drittel der jährlich 27 Millionen Tonnen Plastikmüll wird in der Mittelmeerregion demnach überhaupt recycelt. Und von den Deponien aus kann der Müll durch natürliche Einflüsse, etwa Wind oder Unwetter, ins Meer getragen werden. Hinzu kommt der Müll der 320 Millionen Touristen in der Region. Durch die Urlauber landeten im Sommer vierzig Prozent mehr Abfälle im Mittelmeer.

Die Auswirkungen sind verheerend: Im Mittelmeer haben dem WWF zufolge bereits 134 Tierarten Plastikmüll im Körper. Über die Nahrungskette wie Fische und Meeresfrüchte gelangt das Mikroplastik in den Magen von Menschen. Plastik enthält Giftstoffe und wirkt wie ein Gift-Magnet: Chemikalien lagern sich darauf ab und werden später im Körper freigesetzt.

Weitere Informationen unter www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/mittelmeer/

Von Ingo