Didier Vacher ist als Hotelmanager auf Schiffen von Luxusreedereien beruflich schon mehrfach um die Welt gefahren. Aber auch privat ist der 55-jährige viel herumgekommen: nachdem er knapp 7 Jahre ein Hotel in Thailand geleitet hatte, kaufte er sich ein Tuktuk und überführte die siamesische Motorrikscha durch 31 Länder über 29.650 Kilometer nach Europa. Mit seinem derzeitigen Projekt möchte der sympathische Franzose die Bäume an einem UNESCO-Welterbe retten. Denn  der französische Staat und die für den Canal du Midi zuständige VNF (Voies Navigables de Fance) sahen sich außerstande 200.000 Euro für die gefährdeten Platanen zusammen zu bekommen.

Erste Kontrolle kurz vor dem Ziel: Die deutsche Polizei nahm das Tuk Tuk unter die Lupe
Erste Kontrolle kurz vor dem Ziel: Die deutsche Polizei nahm das Tuk Tuk unter die Lupe

WWW: Wie sind sie auf die Idee von Didiers Welttournee gekommen?

Didier Vacher: Ich war im Urlaub zuhause bei meiner Mutter, schrieb ein paar E-Mails am Laptop und sah nebenbei Nachrichten im Fernsehen. Da kam dieser Bericht, dass die Bäume am Canal du Midi eingehen. Ein Teil der mehr als 42.000 Platanen leidet unter einem Pilz, der zum Absterben der alten Bäume führt. Und statt aktiv etwas zu tun, rief die zuständige Behörde die Bevölkerung zu Spenden auf. Ich konnte es nicht fassen, der Staat gibt  so viel Geld für allen möglichen Blödsinn aus, ist aber nicht in der Lage eine vergleichsweise bescheidene Summe für die Erhaltung der Natur an einem Weltkulturerbe aufzutreiben? Da sagte ich mir, wenn die das nicht hinbekommen, dann mache ich das halt.

WWW: Und was machen Sie?

Didier Vacher: Ich fragte mich, was ist ungewöhnlich und könnte die Menschen interessieren? Und kam schließlich auf eine ungewöhnliche Reise mit einem Motorroller, einer Vespa. Denn die kennt jeder und das Reisen mit einer Vespa ist langsam genug, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Das Ziel ist, über die Reisen ein Buch zu schreiben, das 1.000 Vespafahrer weiterverkaufen sollen. Wenn jeder 10 Stück für 20 Euro verkauft, haben wir 200.000 Euro eingenommen. Davon kann man 200 größere Platanen kaufen, das reicht für zwei Kilometer mit neuen Bäumen an beiden Ufern des Canal du Midi.

Viel Unterstützung auch von wildfremden Menschen
Viel Unterstützung auch von wildfremden Menschen

WWW: Wie finanzieren Sie diese Tour?

Didier Vacher: Statt der Vespa, die ein Zweitakter ist, habe ich mich für eine umweltfreundlichere Variante entschieden, eine LML Star mit modernem Viertakt-Motor, die aussieht wie eine Vespa. Ich habe dann einen Händler in Bordeaux und einen Importeur aus Österreich gefunden, die mir eine neue Maschine zur Verfügung gestellt haben. Alles andere bezahle ich selbst, allerdings habe ich einige Partner gefunden, die mir helfen Kosten zu reduzieren. Dazu gehören Fluglinien und Hotels, aber auch Freunde und Menschen, die ich unterwegs treffe, die mir Übernachtungsmöglichkeiten oder Essen bieten, Benzin bezahlen oder bei kleineren Reparaturen helfen.

In sechs Jahren um die Welt

WWW: Ursprünglich hatten Sie geplant in etwa anderthalb Jahren um die Welt zu reisen. Warum haben Sie ihre Tour auf sechs Jahre und mehrere Abschnitte verlängert?

Didier Vacher: Zum einen macht mir mein Job als Hoteldirektor viel Spaß und so bin ich immer nur nach vier Monaten an Bord in meinem Urlaub unterwegs, so dass ich nur in Abschnitten fahren kann. Zum anderen habe ich festgestellt, dass so viele Menschen Interesse an diesem Projekt und der Reise haben, dass ich meine Pläne geändert habe.

Unterwegs in Ecuador
Unterwegs in Ecuador

WWW: Sie waren seit 2013 in Europa, Südamerika und Japan unterwegs. Wie geht es weiter?

Didier Vacher: Der Motorroller steht derzeit am Ende meiner letzten Etappe in Quebec/Kanada. 2017 fahre ich von Quebec nach Miami und von Miami über mehrere karibische Inseln bis St. Martin. Das Jahr darauf beende ich die Tour dann in Manaus. 2019 werde ich dann das Buch schreiben und ich habe einen Traum.

1.000 Vespafahrer im Korso auf der Champs Elysee

WWW: Wie sieht dieser Traum aus?

Didier Vacher: Ich möchte  1.000 Vespafahrer dazu bringen, gemeinsam mit mir in einem Korso durch Paris über die Champs Elysee zu fahren und in Gegenwart der Medien dem Direktor des VNF einen Scheck über 200.000 Euro übergeben, damit er am Canal die Bäume setzen lassen kann.

WWW: Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Ist es nicht manchmal auch sehr anstrengend auf einem Motorroller weite Strecken zu machen?

Didier Vacher: Bislang hat mir das immer großen Spaß gemacht, weil man viel von der Landschaft und den Menschen mitbekommt. 250 Kilometer am Tag sind okay, ich habe aber auch schon das Doppelte gemacht und da tat mir der Hintern weh. Ich versuche immer kleinere Straßen zu nehmen, schwierig wird es auf unbefestigten Wegen und auch auf Autobahnen, weil da die LKW drängeln oder gefährlich knapp überholen.

WWW: Was sagen Familie und Freunde, wenn man beruflich immer weit weg von zuhause und dann im Urlaub auch noch unterwegs ist?

Didier Vacher: Meine Kinder sind erwachsen und leben wie meine Exfrau in Schweden. Und meine Mutter und meine Freunde kennen mich nicht anders, ich war immer viel unterwegs.

Party und neues Projekt

WWW: Und was kommt nach so einem großen Projekt?

Didier Vacher: Als erstes schmeißen wir eine große Party mit den Vespafahrern und mein nächstes Projekt habe ich auch schon im Kopf.

WWW: Was wird das sein?

Didier Vacher: Ich möchte zurück nach Thailand gehen und mit Freunden auf einer unbekannteren, kleinen Insel wieder ein Hotel eröffnen, so umweltverträglich und nachhaltig wie möglich. Die gibt es in Thailand kaum.

Wer Didier Vachers Tour verfolgen möchte, kann dies im Internet tun unter www.didierworldtour.wordpress.com; Informationen zum Canal du Midi gibt es unter whc.unesco.org/fr/list/770  und www.replantonslecanaldumidi.fr

 

Von Ingo