Kann man gegen Seekrankheit immun werden? Nun, zumindest kann man sich an die Auswirkungen gewöhnen, trainieren und die Eingewöhnungszeit verkürzen.Kann man gegen Seekrankheit immun werden? Nun, zumindest kann man sich an die Auswirkungen gewöhnen, trainieren und die Eingewöhnungszeit verkürzen.

Kann man gegen Seekrankheit immun werden? Nun, zumindest kann man sich an die Auswirkungen gewöhnen, trainieren und die Eingewöhnungszeit verkürzen. Und zwar am besten zuhause und bevor man auf Kreuzfahrt, Segel- oder Motoryachttour geht, so dass Körper und Gehirn so geschult sind, dass man auf der eigentlichen Reise nicht mehr oder nur leicht seekrank wird. Das Ganze funktioniert auch bei Menschen, denen beim Auto-, Bus- oder Zugfahren wegen des ganzen Geschaukels, den Kurven, anfahren und bremsen sowie den optischen Irritationen schnell schlecht wird. In der Regel gewöhnen sich Körper und Gehirn an die neuen, teilweise irritierende, Reize, wenn es auf dem Wasser, der Straße oder Schiene schaukelig wird. Leider kann diese Eingewöhnung auf normalem Weg bis zu vierzehn Tage dauern und meistens ist Betroffenen mit Seekrankheit gerade in der ersten Woche hundeelend.

Die Hamburger Bio-Ingenieurin C. Clara Wallraven hat sich mit ihrem Mann dieses Problems angenommen und eine App entwickelt, mit der sich einfach und schnell auf Smartphone oder Tablet trainieren lässt. Bislang hatte noch niemand versucht, die Situationen für Passagiere umfassend in Szene zu setzen, um hieraus die richtigen Schlüsse für eine Unterstützung zu ziehen. Basierend auf einer intensiven und sorgfältigen Recherche der Fakten, begannen die beiden Tüftler, sich auf genau die Unterschiede zu konzentrieren, die bisher wenig Beachtung fanden, zum Beispiel wie sich die Physik auf Menschen auswirkt, wenn sie als Passagier in einem Auto oder auf einem Schiff fahren.

Wenn man einen Hügel hinaufläuft, erhält unser Gehirn ähnliche Fehlanpassungsinformationen wie als Beifahrer, wenn man im Auto diesen Hügel hinauffährt – wir müssen die schiefe Ebene verarbeiten. Aber wenn man läuft, fühlt man sich nicht unbehaglich. Das Laufen auf einem Hügel ist unsere eigene bewusste Bewegung, im Fußgänger-Modus. Als Passagier in einem Auto oder auf einem Boot reagieren unser Körper oder unser Gehirn aber auf einen Impuls, den wir nicht beeinflussen können, weil wir ihn passiv hinnehmen müssen. Fahrer sind nicht überrascht, weil sie das Fahrzeug lenken. Sie sind auf das, was passieren wird, vorbereitet.

Um diese Passiv-Falle umgehen zu können, haben die beiden Hamburger ein außergewöhnliches Programm entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse von Passagieren zugeschnitten ist. Sie haben in der App eine virtuelle Landschaft und Situationen geschaffen, mit denen man gut gegen Seekrankheit trainieren kann, mit den irritierenden Reizen umzugehen, ohne dass einem schlecht wird. Ein Strichmännchen, an dem besser erklären kann, wo z.B. Kräfte wirken oder der Körper reagiert, als an einem Avatar, verdeutlich die Unterschiede zwischen Fahrer und Beifahrer und demonstriert, wie die Übungen richtig durchgeführt werden.

Die Videos zeigen einfache, leicht verständliche sowie durchführbare Übungen, man benötigt außer dem Smartphone keine teuren Hilfsmittel – so reicht z. B. eine Wand völlig aus. Es wird erklärt, wie die Balance bei Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen funktioniert und auch mit der Angst umgegangen, nach hinten zu fallen. Dazu gibt es praktische Übungen, um sich beim Vorwärts- oder Rückwärtsbalancieren sicher und ohne Angst zu fühlen. Man erhält Erfolgsrückmeldungen, wie lange man durchgehalten hast und kann verfolgen, ob diese Zeit im Laufe eines Trainings länger geworden ist.

In anderen Videos mit Spielelementen geht es darum, die persönliche Reaktionen auf bestimmte Ereignisse schnell und richtig vorherzusagen. Hierfür wird der Neigungssensor des Smartphones benutzt. Auch bei diesen Spielen kann man seine Fortschritte dokumentieren. Aus allen Übungen kann man sich ein persönliches Programm zusammenstellen, je nachdem, wo die persönlichen Schwer- oder Schwachpunkte liegen. Neben animierten Kurzfilmen soll es für die App einfache und knifflige Übungen geben, Spielelemente zum Trainieren der Reflexe, sowie Bewegung auf unbeweglichem und beweglichem Untergrund in verschiedene Richtungen.

Die beiden Entwickler setzen jetzt auf Crowdfunding, um dieses einzigartige, auf wissenschaftlicher Basis aufgebaute Projekt zu finanzieren, das Menschen, die unter Seekrankheit oder Reisekrankheit (motion sickness) leiden, effektiv, preiswert und ohne jegliche Medikamente helfen kann.

Wer mehr erfahren oder dieses Projekt unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter:

https://www.kickstarter.com/projects/h-6akzr9-wl/control-your-reflexes-and-be-prepared-for-what-will-happen?ref=discovery&term=Control%20Your%20reflexes

Von Ingo