Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat sein 11. jährliches Umwelt-Ranking für die Kreuzfahrtbranche vorgestellt.Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat sein 11. jährliches Umwelt-Ranking für die Kreuzfahrtbranche vorgestellt.

Update 29.6.: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat sein 11. jährliches Umwelt-Ranking für die Kreuzfahrtbranche vorgestellt. Dabei wurden 13 Anbieter von Kreuzfahrten befragt, die für deutsche Kundinnen und Kunden relevant sind, unter anderem ging es um die Themen Klimastrategie, Klimaschutzmaßnahmen, Landstrom, Stickoxidkatalysatoren und Rußpartikelfilter. Das Ranking beruht auf den Angaben der Reedereien. Auf den Plätzen eins und zwei bei den Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen liegen die norwegischen Reedereien Havila und Hurtigruten. Mit 9 von 14 möglichen Punkten seien aber auch sie noch deutlich von einer Kreuzfahrt mit gutem Gewissen entfernt, sagt die Umweltschutzorganisation. Aida Cruises belegt Platz drei, TUI Cruises den fünften Rang und Hapag-Lloyd Cruises Platz neun. Auf den letzten Platz der bewerteten Reedereien kam der weltgrößte Kreuzfahrtkonzern Carnival mit Marken wie Carnival Cruise Line, Costa oder Cunard, wobei auch AIDA als Drittplatzierter zum reederei-Konglomerat gehört.

Die siegreichen norwegischen Reedereien betrieben kleinere Schiffe, die oft besser ausgestattet seien, und unterlägen strengeren Regeln in ihrem Land, begründete der Schifffahrtsexperte des NABU, Sönke Diesener, die guten Plätze. Für die einzelnen Passagiere bedeute dies aber nicht, dass sie klimafreundlich reisten, denn es bleibe ein gigantischer ökologischer Fußabdruck. Wer dagegen auf einem auf Energieeffizienz getrimmten Aida-Schiff mit 6000 Passagieren reise, stehe da im Vergleich nicht gut, aber besser da. Obwohl Emissionen drastisch gesenkt werden müssten, stiegen sie weiter an. Besonders besorgniserregend sei der starke Anstieg der Methanemissionen durch die LNG-Nutzung, diese seien mehr als 80 Mal klimaschädlicher als CO². Verärgert zeigte sich Diesener auch mit Blick auf die Schwerölquote von rund 50 Prozent bei Kreuzfahrtschiffen, denn dies könnten die Reedereien sofort und ohne große Umbauten abstellen, indem sie schwermetalllosen, aber teureren Marinediesel nutzten. Damit liege die Branche auf dem letzten Platz in der gesamten zivilen Schifffahrt, selbst Containerschiffe würden nur noch zu 18 Prozent mit Schweröl betrieben.

Weitere Informationen unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/33548.html

 

Ursprungsmeldung: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat sein jährliches Umwelt-Ranking für die Kreuzfahrtbranche vorgestellt. Das NABU-Ranking ergab, dass kaum eine Kreuzfahrt-Reederei derzeit eine konkrete Strategie hat, um den konsequenten Umbau der Flotte in Richtung emissionsfreiem Betrieb voranzutreiben. Das NABU-Ranking umfasst die Abfrage bei den 18 größten Kreuzfahrt-Anbietern auf dem europäischen Markt. Allenfalls einzelne Unternehmen, wie die französische Expeditionsreederei Ponant, AIDA und MSC haben die Entwicklung entsprechender umweltschonender Antriebe bereits begonnen und teilweise sogar in Pilotprojekten zum Einsatz gebracht. Auch prominente Anbieter aus Deutschland wie TUI Cruises oder Hapag-Lloyd Cruises stellen sich noch nicht der Herausforderung des Klimaschutzes. Zusammen mit dem norwegischen Anbieter Hurtigruten schneiden sie aber mit vergleichsweise kleinen Schritten für besseren Klimaschutz deutlich besser ab als der Branchenschnitt.

Auf Platz eins beim NABU-Ranking steht die Reederei Ponant, die die Klimaschutzmaßnahmen zu fast 90 Prozent erfüllt. Dahinter liegt mit etwas mehr als 70 Prozent Aida. Mit jeweils rund 60 Prozent landen die Anbieter Hurtigruten, Hapag-Lloyd und MSC Crocière auf den Plätzen drei bis fünf. Die letzten drei Plätze im Ranking teilen sich Reedereien, deren Fortschritt bei den Maßnahmen zur kurzfristigen Emissionsminderung bei null Prozent liegt: Viking Ocean Cruises, Norwegian Cruise Lines und Phönix Reisen. Für die Rangliste hat der NABU die größten Kreuzfahrt-Anbieter auf dem europäischen Markt zu ihren Klimaschutzmaßnahmen befragt: Wird auf Schweröl verzichtet? Nutzen die Schiffe Landstrom? Werden Rußpartikel aus den Abgasen gefiltert? Anhand dieser und weiterer Kriterien wurde die Reihenfolge erstellt.

Auch die Politik muss nach Meinung des NABU eingreifen: Umwelt- und Klimaschutzauflagen sollten zur Voraussetzung für staatliche Hilfen werden. Auf europäischer Ebene nehmen Regulierungen Gestalt an, die die Schifffahrt in den Emissionshandel einbeziehen und die Steuerbefreiung mariner Kraftstoffe abschaffen werden. Der Druck auf die Anbieter wird größer werden. Zu lange hat man es der Industrie selbst überlassen, zu entscheiden, ob und welchen Beitrag zum Klimaschutz sie leisten möchte.

NABU-VISION: EMISSIONSFREIE KREUZFAHRT BIS 2050

Grundlage für das Kreuzfahrtranking 2020 ist die NABU Vision für eine emissionsfreie Kreuzschifffahrt im Jahr 2050. Der dreistufige Fahrplan benennt Maßnahmen, um den Anforderungen des Klimaschutzes gerecht zu werden. So müsse etwa in den kommenden drei Jahren der Abschied vom giftigen Schweröl, die Entwicklung einer individuellen Klimastrategie, die Nutzung von Landstrom umgesetzt werden. Bis zum Jahr 2030 müsse das erste emissionsfreie Schiff in Betrieb gehen und ein Null-Emissionsstandard für sämtliche Neubauten greifen. Auch die Nachrüstung der Bestandsflotte mit entsprechenden Technologien müsse vorangetrieben werden. Damit blieben noch 20 Jahre, um bis zur Mitte des Jahrhunderts vollständig emissionsfrei unterwegs sein zu können. Von all diesen Schritten würden auch die Hafenstädte profitieren, denn Landstrom zum Beispiel ermöglicht die Nutzung erneuerbarer Energien beim Betrieb der Schiffe im Hafen. Doch dafür reicht die Bereitstellung der Infrastruktur in den Häfen allein nicht aus. Die Reeder müssen zeigen, dass sie es ernst meinen, indem sie ihre Schiffe mit entsprechenden Anschlüssen nachrüsten und sich verpflichten, den grünen Strom abzunehmen. Eine EU-weite Landstrompflicht würde die zwingend notwendige Entwicklung vorantreiben und den Hafenstädten eine Sicherheit für die zu leistenden Investitionen geben.

Weitere Informationen unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/28642.html

Von Ingo