Blohm + Voss Hamburg June 2016 Queen Mary 2 QM2 Cunard Elbe 17

Nach Umbau und Renovierung für 120 Millionen Euro ist die Queen Mary 2 schick wie nie zuvor. Das Lieblingsschiff der Hamburger ist nach dem Werftaufenthalt in der Hansestadt jetzt noch besser ausgestattet als auf der Jungfernfahrt.

 Cunards Marketing Direktor Angus Struthers hatte den Mund ziemlich voll genommen. Ein einzigartiges Juwel solle die Queen Mary 2 werden. Noch besser ausgestattet als zuvor. Mit der geplanten Multi-Millionen-Euro Überholung würden die Kabinen, Restaurants und Öffentlichen Räume auf ein noch höheres Niveau bei Ausstattung und Materialien sowie Komfort und Bequemlichkeit für Cunard Gäste gehoben als selbst bei der Jungfernfahrt. Und man sei sicher, dass das Flaggschiff der britischen Traditionsreederei wieder die absolute Spitzenposition bei großen Schiffen einnehme.

Als die Queen Mary 2 am 27. Mai bei Blohm + Voss in Hamburg eindockte, verfolgten Tausende Sehleute an den Landungsbrücken das Einpark-Spektakel, denn das Trockendock ELBE 17 ist mit 351 Meter Länge nur sechs Meter länger als der Ozeanriese. Das ist in etwa so, als versuche man eine Mercedes S-Klasse in eine Parklücke zu manövrieren, die vorne und hinten nur fünf Zentimeter Abstand zu den anderen Autos hat. Doch auch bei diesem sechsten Werftaufenthalt in Hamburg war das Eindockmanöver innerhalb von 20 Minuten professionell erledigt.

Stammgäste wurden nach Wünschen gefragt

Kaum war das Schiff fest, wurde eine Gangway gelegt und die Arbeit ging los. Man hatte keine Zeit zu verschenken, denn die drei Wochen Werftaufenthalt bis zum 17. Juni waren knapp kalkuliert: Rund 1.500 Werftarbeiter sowie 2.300 Arbeiter anderer Firmen gingen an Bord, 1.200 Crewmitglieder halfen oder sorgten für Verpflegung und Service. Anderthalb Jahre hatte Cunard seine Stammgäste nach ihren Wünschen und Vorstellungen gefragt und auch die Crew wurde aufgefordert Verbesserungsvorschläge zu machen. Außerdem sah sich das Projektteam Luxushotels in aller Welt sowie Schiffe anderer Reedereien genau an. Rund 120 Millionen Euro wurden schließlich in die Hand genommen, um die Queen Mary 2 zu modernisieren. Seit dem Umbau der legendären Queen Elizabeth 2 im Jahr 1986 hatte die britische Traditionsreederei nicht mehr so viel Geld in die Verbesserung einer ihrer Queens gesteckt.

Das Bugstrahlruder der Queen Mary 2 strahlt frisch lackiert
Das Bugstrahlruder der Queen Mary 2 strahlt frisch lackiert

Dafür wurden alle Kabinen und Suiten in einem neuen Design renoviert und erhielten eine deutlich verbesserte Ausstattung von den Möbeln bis hin zu Bädern, Teppichen und  interaktivem Fernsehen. Das neue Ambiente der renommierten Schiffsdesigner von SMC London orientierte sich an der prächtigen Ausstattung der berühmten großen Ozeanlinern der 1920-er Jahre; natürlich mit modernster Technik. Alle 172 Suiten bekamen neu gestaltete Schlaf- und Wohnbereiche, in denen neben warmen Pastelltönen die klassischen Cunard Farben rot und schwarz herausragende Akzente setzen. Dabei wechseln sich klare Linien mit verspielten Art Deco-Elementen und gemütliche Polster mit funktionellem Design ab. Neue Kunstwerke wurden zusätzlich aufgehängt und werten die zur Indienststellung bereits mit Kunst im Wert von fünf Millionen US-Dollar ausgestattete Queen Mary 2 weiter auf. Neben 15 neuen Einzelkabinen wurden zusätzlich auch 30 neue Britannia Club-Balkonkabinen im vorderen Bereich von  Deck 13 eingebaut, der bislang als Sonnendeck genutzt wurde. Hierfür hatte Blohm+Voss mehrere Stahldecksektionen mit einem Gesamtgewicht von 200 Tonnen vorgefertigt, die per Kran auf Deck 13 gehoben und installiert wurden. Durch die neu dazu gekommenen Kabinen erhöht sich die Passagierkapazität der Queen Mary 2 auf jetzt 2.691 Passagiere.

Die Cunardfarben setzen Akzente in den Queens Grill Suiten
Die Cunardfarben setzen Akzente in den Queens Grill Suiten

Neues kulinarisches Konzept

Beim Umbau von Queens Grill Restaurant und Princess Grill Restaurant wurden Einrichtung und Dekor ausgetauscht, um noch elegantere Speisesäle zu bieten. Hellere und frische Farbtöne, Art-Deco-Lüster und Spiegel, um den Meerblick zu betonen, wurden verwendet. Dazu kamen mehr Abstand zwischen den Tischen, die Möglichkeit mit flexiblen Tafeln auf Gästewunsch einfach umzubauen, deutlich mehr Tische für zwei Personen sowie größere und bequemere Sessel. Völlig neu gestaltet wurde das Kings Court Restaurant mit mehreren Buffetinseln. Durch den Umbau, in dessen Rahmen die Buffetbereiche zentraler und offener gestaltet und die Anordnung der Tische und Sitzmöglichkeiten komplett neu strukturiert wurde, erfährt das Alternativrestaurant eine erhebliche Aufwertung: das neue Servicekonzept sieht vor, dass Gäste sich nicht nur wie üblich selbst an den Buffets bedienen können, sondern an den neuen Bereichen auch bedient werden. Dafür wird zusätzliches Personal bereit gestellt. Zudem servieren Kellner die Getränke und räumen die Tische ab – der Gast soll sich außer um die Wahl von Getränken um nichts mehr kümmern müssen. Abends gibt es im Kings Court Restaurant gesetztes Essen mit Bedienung, eine alternative Dinner-Option mit abwechselnden italienischen, indischen, asiatischen und Tex Mex-Menüs. Im Bereich Chef’s Galley gibt es abends eine weitere Neuerung: der Küchendirektor (Executive Chef) wird hier gegen Gebühr zum Chef’s Table Menü einladen. Dabei bereitet der Küchenchef für einen exklusiven Kreis von bis zu 20 Personen ein Sieben-Gänge-Menü mit raffinierten Köstlichkeiten und korrespondierenden Weinen vor.Für alle Restaurants wurden neue Menüpläne und Speisekreationen kreiert. Die Zwillinge Nicholas und Mark Oldroyd, die beide als Executive Chef auf den Queens arbeiten, zogen sich dafür ein halbes Jahr lang in eine eigens gebaute Versuchsküche an Land in Southampton zurück und probierten neue und überarbeitete Rezepte aus.

Im Verandah Restaurant dominieren klare Linien und Farben
Im Verandah Restaurant dominieren klare Linien und Farben

Verandah Restaurant jetzt auch auf Queen Mary 2

Neu ist das Verandah Restaurant: Um das auf den beiden anderen Queens stets sehr gut gebuchte Spezialitätenrestaurant mit gehobener französischer Küche einzuführen, wurde das vormalige Todd English Restaurant auf Deck 8 komplett umgebaut. Damit verfügt dann auch das Flaggschiff von Cunard über das von französischen Feinschmeckermagazinen hochgelobte Gourmetrestaurant. Das Verandah Restaurant steht ganz in der Tradition der in den 1930-er Jahren auf Queen Mary und Queen Elizabeth erstmals eingeführten Verandah Grills, die zu den besten Restaurants dieses Zeitalters zählten. Während heute jeder Gast an Bord in den Genuss erlesener französischer Küche kommen kann, wurden damals nur Passagiere der Ersten Klasse zugelassen. Dies nutzten vor allem die Reichen und Berühmten, um ungestört dinieren zu können, unter anderem zählten Fred Astaire, Charlie Chaplin, Marlene Dietrich, Greta Garbo und Elizabeth Taylor zu den Stammgästen.

Das vormalige, selten genutzte Stiefkind Wintergarten auf Deck 7 ist zu einer echten Alternative für einen gemütlichen Abend geworden. Der in Carinthia Lounge umbenannte Bereich wurde mit gemütlichen Sesseln, Nischen und einer großen Bar mit Speisenauslage ausgestattet. Ab mittags gibt es hier täglich wechselnde Tapas und Antipasti, die mit den angebotenen Weinen korrespondieren. Auch neue Partnerschaften ist Cunard eingegangen: neben britischen Edelherstellern von Handtaschen oder Kleidung auch mit den belgischen Edelchocolatiers von Godiva. Deren Köstlichkeiten werden jetzt in der Sir Samuels Bar angeboten.

Ein geschulter Dogmaster kümmert sich um die Tiere
Ein geschulter Dogmaster kümmert sich um die Tiere

Noch mehr Tiere im Hundehotel

Schlagzeilen machte die Erweiterung des einmaligen “Hundehotels” um zehn neue Unterbringungsmöglichkeiten für Hunde und Katzen, die auf Transatlantikfahrten mitgenommen werden dürfen. Denn der Bereich auf Deck 12 erhielt einen originalen, feuerroten Hydranten aus New York und eine Straßenlaterne aus Liverpool zum “Gassi gehen”. Jetzt kann die Queen Mary 2 bis zu 22 Hunde und Katzen mitnehmen. Neben den Umbauten machte das Schiff auch Klasse in Hamburg, die Arbeiten umfassten Modifikationen an der Brückennock, den Einbau neuer Schotten, die Installation eines neuen Ballastwassersystems sowie Modifikationen an den Tanks. Dazu kamen die Überholung der vier Pod-Antriebe, der vier Stabilisatoren, der drei Bugstrahlruder, der Ankerwinden, die Wartung der Radaranlagen, Tankreinigungs- und Konservierungsarbeiten sowie neue Elektrizitäts- und Wasserleitungen. Ein Hauptaugenmerk wurde auf den Umweltschutz gelegt: die Queen Mary 2 erhielt vier Abgaswaschanlagen (Scrubber) sowie entsprechende Abgasfilter. Außerdem wurde eine neue Trinkwassergewinnungsanlage auf Reverser Osmose-Basis eingebaut und ein neuer umweltfreundlicher Anstrich im Unterwasserbereich aufgetragen.

Erste Reaktionen sind äußerst positiv

Insgesamt wurden rund 40.000 Quadratmeter Teppich gelegt, 6.500 neue Möbelstücke sowie 4.000 neue Bilder an Bord gebracht und beim Anstrich der gesamten Außenhaut rund 35.000 Liter Farbe verwendet. Für Arbeiter und Crew wurden während der Werftzeit mehr als 157.500 Mahlzeiten zubereitet. Nach den erfolgreichen sea trials nahm die neugestaltete “Königin der Meere” am 21. Juni erstmals wieder Passagiere auf, von Hamburg aus ging es über Southampton nach New York. Ob sich die Prognose von Marketingdirektor Struthers, die Queen Mary 2 werde nach dem Umbau die Speerspitze des Luxus auf großen Schiffen darstellen,  bewahrheitet, werden die Gäste an Bord beurteilen müssen. Die Reaktionen und Urteile der ersten Passagiere waren sehr positiv. Das Schiff sei in sich stimmiger geworden und man merke, dass die Reederei viel Geld in die Hand genommen habe. Zumindest hat der neu designte Liner viele Menschen neugierig gemacht: Die Fahrten der Queen Mary 2 nach dem Umbau waren bis weit in den Herbst hinein ausgebucht.

 

 

Von Ingo

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