Buchkritik / Rezension "Die Kunst, unter Wasser zu leben", Olli Jalonen, mare Verlag. Hervorragend erzählte Geschichte über Halley Leben und Wirken  sowie Wissenschaft und Entdeckungen.Buchkritik / Rezension "Die Kunst, unter Wasser zu leben", Olli Jalonen, mare Verlag. Hervorragend erzählte Geschichte über Halley Leben und Wirken  sowie Wissenschaft und Entdeckungen.

Mit „Die Kunst, unter Wasser zu leben“ setzt Olli Jalonen seine Geschichte über den britischen Naturwissenschaftler Edmund Halley fort, der vielen Lesern durch den nach ihm benannten Kometen ein Begriff sein dürfte. Nach dem berühmten Naturforscher wurden auch Mond- und Marskrater, die britische Antarktis-Station sowie das Verfahren zur Nullstellenbestimmung benannt. Halley verbesserte auch den Spiegeloktanten, ein Instrument für astronomische Beobachtungen zur Navigation auf dem Meer und schuf die mathematischen Grundlagen der Lebensversicherungsmathematik. Wie im ersten, preisgekrönten, Band „Die Himmelskugel“ wird die Geschichte aus der Perspektive des von Halley aufgenommenen Jungen Angus erzählt, der mittlerweile zu seinem Gehilfen herangewachsen ist und über ein phänomenales Gedächtnis verfügt. Der 1954 geborene Olli Jalonen zählt zu den bedeutendsten Gegenwartsautoren Finnlands. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Für den ersten Halley-Roman „Die Himmelskugel“, bei mare 2021 erschienen, erhielt er Finnlands renommiertesten Literaturpreis „Finlandia“.

Der zweite Band ist wiederum ein historischer Roman mit vielen Fakten aus der damaligen Geschichte, aber, da der Oxford-Absolvent Halley Astronom, Mathematiker, Kartograph, Geophysiker und Meteorologe war und zu damaliger Zeit als Universalgelehrter galt, natürlich auch aus den von ihm bearbeiteten naturwissenschaftlichen Feldern. Das Buch baut auf dem ersten Band auf, so dass man für ein besseres Verständnis zuerst die „Die Himmelskugel” lesen sollte.

Im London von 1688 forscht der Universalgelehrten Edmond Halley mit seinem von St. Helena stammenden Gehilfen Angus zum Leben unter Wasser. Angus ist der Erste, der mit einer von Halley erfundenen Tauchglocke (s.u.) in der Themse zur Probe tauchen darf. Wegen seiner einfachen Herkunft ist ihm zwar der Schulbesuch verwehrt, doch der mittlerweile Jugendliche genießt nicht nur Halleys Vertrauen, sondern wird von seinem Mentor gefördert und gefordert. Bei einer großen Schiffsexpedition zur Bestimmung der Längengrade erhält Angus die große Chance selbst als Forscher wahr- und ernstgenommen zu werden.

In diesem zweiten Band stehen die Arbeiten aus Halleys vielschichtigem und erlebnisreichem Leben noch mehr im Fokus als im ersten Teil. Die Taucherglockenexperimente, Berechnungen zum Alter der Erde, der Venustransit 1761, aber auch die Schwierigkeiten mit alltäglichem Broterwerb und das Verwehren wichtiger, bezahlter Ämter durch Neider sind die Themen. In erster Linie geht es um die Verbesserung der Taucherglocke, im realen Leben tauchte Halley 1690 für eineinhalb Stunden in der Themse in 20 m Tiefe. Seine Idee:  Er verband die Glocke mit beschwerten und unterhalb der Glocke verankerten Fässern mit Luft, sodass diese nach oben strömen konnte. Später verbesserte Halley das System so weit, dass er bis zu vier Stunden unter Wasser bleiben konnte. Zu den wissenschaftlichen Errungenschaften, kommen die Probleme, Sehnsüchte und Gedanken des heranwachsenden Angus, der dem leser mit seiner treuen und herzlichen Art ans Herz wachsen kann.

Jalonen schafft es erneut selbst hochwissenschaftliche Themen spannend darzustellen. Die Charaktere entwickeln sich in diesem Band weiter und gewinnen mehr Tiefe. Bei den Dialogen hat Jalonen den altertümlichen Sprachstil zum besseren Verständnis leicht modifiziert, trotzdem ist dies kein Buch zum Nebenbei-Lesen. Auch um die wissenschaftlichen Experimente besser verstehen zu können, empfiehlt es sich, etwas Zeit zu nehmen und längere Passagen am Stück zu lesen. Viele interessante Fakten und Einblicke in die damalige Forschung und Gesellschaft. Eine hervorragend erzählte Geschichte über Halley Leben und Wirken  sowie Wissenschaft und Entdeckungen.

 

Die Kunst, unter Wasser zu leben

Olli Jalonen

mare Verlag

Gebunden mit Schutzumschlag & Lesebändchen, 528 Seiten, 28 Euro

ISBN: ‎978-3866486799

Weitere Informationen unter https://www.mare.de/buecher/die-kunst-unter-wasser-zu-leben-8679?gclid=Cj0KCQjw3a2iBhCFARIsAD4jQB2BLEL1l47TPXEr66cKADPGievseHxSbSVwrgWizIkMmnWSHL8x6bIaAmQ6EALw_wcB

Von Ingo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert