Buchkritik / Rezension "Die Macht der Wölfe", Horst Eckert, Heyne Verlag. Spannend erzählter PolitthrillerBuchkritik / Rezension "Die Macht der Wölfe", Horst Eckert, Heyne Verlag. Spannend erzählter Politthriller

„Die Macht der Wölfe“ ist bereits der vierte Fall für das Ermittlerduo Melia Adan und Vincent Veih. Melia ist kurz davor eine neue Sprosse auf der Karriereleiter zu erklimmen, Vincent geht voll in seinem Job als Kommissariatsleiter auf. Doch wenn seine Freundin zur Kripochefin von Düsseldorf ernannt würde – und die Chancen stehen bestens – dann müsste Vincent seinen Posten räumen, da sie aus Compliancegründen nicht seine Vorgesetzte sein dürfte.

Aber zunächst muss ein kniffliger Fall gelöst werden: Auf einer Düsseldorfer Baustelle werden Leichenteile entdeckt und die Suche nach Täter und Motiv gestaltet sich schwierig. Gleichzeitig bittet die Bundeskanzlerin Melia, deren Vater einst Parteichef und „Macher“ der Kanzlerin war, inoffiziell um Hilfe und Unterstützung. Die Regierungschefin wird erpresst, ausgerechnet ihr Staatssekretär im Kanzleramt, der früher Melias Vorgesetzter war, arbeitet mit einer konservativen Bewegung zusammen, die auch ein Sammelbecken für extrem Rechte bietet. Wenn die Kanzlerin seine Forderungen nicht erfüllt, will er sie mit kompromittierenden Tonbändern eines Vorfalls aus der Vergangenheit stürzen. Mit Unterstützern hat der Staatssekretär im Verborgenen eine neue Querdenkerpartei aufgebaut, die bei Neuwahlen zumindest als Koalitionspartner an die Macht kommen soll. Als Gesicht und Kandidaten der Partei hat man den bei Düsseldorf lebenden TV-Moderator Christoph Urban ausgesucht, der eine turbulente Vergangenheit hat. Im Hintergrund zieht ein milliardenschwerer Immobilienunternehmer, der nach politischer Macht strebt, die Strippen. Hinter ihm wiederum steht ein alter Bekannter, der seine Einflusssphäre weiter ausdehnen will – eine Matroschka-Puppe der Macht sozusagen. Die Stimmung im Land heizt sich immer mehr auf, Zehntausende demonstrieren, ein politischer Umbruch scheint möglich. Und auch die Baustellenleiche wird zum Politikum.

Autor Horst Eckert, der als Fernsehjournalist u.a. für die „Tagesschau“ arbeitete und der für seine Bücher mit dem Marlowe-Preis und dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde, greift brisante aktuelle Themen auf und legt den Finger in die Wunde. Aktueller könnten die Hintergründe dieses Buchs kaum sein. Eckert zeigt, wenn auch fiktiv, hervorragend, wie Medien Einfluss auf die Meinungsbildung von Menschen haben und neue politische „Stars“ ausgewählt, aufgebaut und positioniert werden. Dazu kommt eine klug konstruierte Handlung, die die Verstrickungen von Politik und Lobbyisten aufzeigt, inklusive schwarzen Kassen, Bestechungen sowie Lügen und Opportunismus.  Wie dies alles zusammenhängt, warum das zum Erstarken von Extremisten sowie Populisten führt und zu einer explosiven Melange wird, erklärt dieser Thriller.

Lustig ist allerdings, dass die neue fiktive Partei, die tatsächlich existierende AfD verachtet und für einen komplett unfähigen Haufen hält. Aber angesichts des Szenarios, dass Eckert heraufbeschwört, bleibt dem Leser das Lachen im Halse stecken. Der Autor schreibt äußerst lebendig und fesselnd, kurze Kapitel sorgen für hohes Tempo. Auch wenn dies bereits der vierte Fall des Düsseldorfer Duos ist, kann dieser Thriller auch ohne jegliche Vorkenntnisse gelesen werden.

„Die Macht der Wölfe“ ist ein sehr ausgeklügelter und spannend erzählter Politthriller mit beeindruckenden Charakterdarstellern. Ein Plot, welcher der Realität ziemlich nahe zu kommen scheint.

Die Macht der Wölfe

Horst Eckert

Heyne Verlag

Taschenbuch, broschiert, 480 Seiten, 15 Euro

ISBN: ‎ 978-3453441750

Weitere Informationen unter https://www.penguin.de/Paperback/Die-Macht-der-Woelfe/Horst-Eckert/Heyne/e609357.rhd

Von Ingo

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