Buchkritik/Rezension "Damit hatte keiner gerechnet", Matt Parker, Goldmann Verlag. Macht Mathematik greif- und erlebbar. Informativ und wahnsinnig unterhaltsam.Buchkritik/Rezension "Damit hatte keiner gerechnet", Matt Parker, Goldmann Verlag. Macht Mathematik greif- und erlebbar. Informativ und wahnsinnig unterhaltsam.

Mathematik unterhaltsam und verständlich darzustellen, muss man erst mal schaffen und genau das bekommt Matt Parker in „Damit hatte keiner gerechnet“ blendend hin. In dem Buch geht um die größten Fehlkalkulationen der Menschheit, es zeigt auf wozu Berechnungs- und Anwendungsfehler führen können – von kuriosen Ergebnissen über massive finanzielle Verluste oder wankende Gebäude, die sogar zu Seekrankheit führen können, bis hin zu Katastrophen wie einstürzenden Brücken oder Unfällen in der Raumfahrt. Parker erkundet und erklärt anschaulich eine Reihe von Pannen und zeigt, wie allgegenwärtig Mathematik in unserer Welt ist, denn meistens wird in unserem Alltag unauffällig hinter den Kulissen mit Mathematik gearbeitet.

Auch Nichtmathematiker werden vom Autor leichtfüßig mitgenommen, da keine Rechenaufgaben oder gar Tabellen vorgestellt, sondern die Auswirkungen der Berechnungsfehler und vor allem die Gründe aufgezeigt werden. Komplexe Zusammenhänge werden für den Leser einfach, klar und verständlich dargelegt. Parker kann das besonders gut, denn er lehrt nicht nur Mathematik an der Queen Mary University London im Outreach Program und war Lektor der London Mathematical Society, sondern betreibt auch den YouTube-Kanal „StandUpMaths“, auf dem er im Comedian-Stil Mathephänomene, -irrtümer und -fehler seziert, hält Vorträge und tritt in Radio und Fernsehen auf.

Das Buch umfasst viele Themen und mathematische Gebiete, von der Sesamstraße, die Parker für ihre geometrische Darstellung des Mondes kritisiert, über Excel-Fehler, die bei der US-Bank JP Morgan Chase sechs Milliarden Dollar Verlust gebracht haben sollen, der falschen Berechnung der daraufhin schwingenden Londoner Millenium Bridge, Pepsi Colas fast ruinösem Webeversprechen bis hin zur Raumfahrt, wo er aufzeigt, dass das Unglück des ersten Space Shuttles wahrscheinlich hätte verhindert werden können. Er erklärt, warum ineinander verzweigte Zahnräder kein gutes Bild für ein funktionierendes Team sind, erklärt das Plus-Minus-Eins-Syndrom, macht mit Statistik deutlich, dass der „Durchschnittsmensch“ nicht existiert und das scheinbarer Zufall oft vorhersehbar ist. Die Beispiele sind teilweise absurd und unvorstellbar, beruhen aber auf wahren und mathematischen Begebenheiten.

Das große Plus des Autors ist dabei seine unterhaltsam-witzige Art, die bei Unglücken aber sofort eine angemessene Wortwahl und Ausdrucksweise erfährt. Schön auch der Einfall bzw. Gag, die Seitenzahlen im Buch wie einen Countdown rückwärts auf Null herunterzuzählen und Dankesworte, Abbildungsverzeichnis sowie Register mit Minuszahlen zu belegen.

Dieses spannende Buch macht Mathematik greif- und erlebbar. Informativ und wahnsinnig unterhaltsam, der Leser kann er Lesers auf amüsante Art noch einiges lernen. Ein wirklich unfassbar gutes Buch für alle die Freude an Wissen und Zahlenspielen haben.

Damit hatte keiner gerechnet – Die größten Mathe-Irrtümer der Menschheit

Matt Parker

Goldmann Verlag

Taschenbuch, Klappenbroschur, 416 Seiten, 12 Euro

ISBN: ‎ 978-3442178971

Weitere Informationen unter https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Damit-hatte-keiner-gerechnet/Matt-Parker/Goldmann/e575032.rhd

Von Ingo