Buchkritik/Rezension "Das Fundament des Eisbergs" von Stefan Moster, mare-Verlag. Verbindet auf einzigartige Weise profundes Arktis-Wissen und persönliche Sehnsucht miteinanderBuchkritik/Rezension "Das Fundament des Eisbergs" von Stefan Moster, mare-Verlag. Verbindet auf einzigartige Weise profundes Arktis-Wissen und persönliche Sehnsucht miteinander

„Das Fundament des Eisbergs“ ist eine Arktis-Reise der ganz anderen Art, denn dieses Buch aus dem mare-Verlag berichtet von Orten und frühen Entdeckern, obwohl der Autor nicht selbst zu seinem nordischen Sehnsuchtsziel reisen konnte. Eigentlich wollte Stefan Moster nach einigen Annäherungen auf früheren Reisen wie an das Nordkap und Lappland endlich selbst das ewige Eis des hohen Nordens besichtigen, doch die lang geplante Reise platzt. Aber die jahrzehntelange Sehnsucht nach der Arktis lässt ihn nicht los und so versucht der bekannte und mehrfach ausgezeichnete Roman-Autor ihr anders nachzugehen als wie geplant an Bord eines Schiffes.

Moster las zahlreiche Tagebücher und sichtete viele Briefe, in denen frühe Polarhelden und heutige Arktisforschende von ihren Expeditions-Erlebnissen berichten. Er erzählt von George DeLong, einem Seefahrer des 19. Jahrhunderts und dessen gefährlichen Reisen, von den Vätern der Polarforschung, Fridtjof Nansen, Roald Amundsen und John Franklin, der sein Leben und das seiner Besatzung für den fehlgeschlagenen Versuch der Entdeckung der Nord-West-Passage opferte. Moster erzählt von Expeditionen, leiden, aber auch der Faszination von Vitus Bering, Adolf Erik Nordenskiöld, der als erster die Nord-Ost-Passage durchquerte, Robert Peary, der 1909 behauptete, als erster Mensch den Nordpol erreicht zu haben, dem Luftfahrtpionier Umberto Nobile, aber auch von unbekannteren Entdeckern wie den Deutschen Carl Weyprecht, Julius Peyer oder Carl Koldewey.

Moster schafft es dabei, dank seiner bildreichen Sprache, die kalte, faszinierende Welt der Arktis vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Spannend sind seine Schilderungen des Überlebenskampfes gegen die menschenfeindlichen Verhältnisse im Ewigen Eis und des schier übermenschlichen Willens der Entdecker. Einsamkeit und Ungewissheit, klirrende Kälte, Hunger, Erschöpfung und Verzweiflung bringt Moster so nahe, dass man es beinahe körperlich zu fühlen vermag. Aber auch die Erhabenheit der Natur, Schönheiten des Eises und der Tierwelt, diese Klarheit, die in der Arktis herrscht, sind ebenso glänzend erzählt wie Gefährdung und Zerfall des scheinbar nicht mehr Ewigen Eises. Der Leser ist vor Ort, obwohl er, wie der Autor, diesen Flecken Erde nie betreten hat. Eine Schreibkunst die nur ganz wenigen Autoren wirklich gelingt, Moster schafft dies nahezu perfekt. Da der Autor lange selbst in Finnland gelebt hat, zahlreiche Lappland-Ausflüge unternommen und jenseits des Polarkreises bis hin zu 90 Grad seine Traumziele verortet und diese Faszination und Sehnsucht zu beschreiben versucht, ist dies auch ein sehr persönliches Buch.

Dieser Band verbindet auf einzigartige Weise profundes Arktis-Wissen und persönliche Sehnsucht miteinander. Ein besonderer Reisebericht, der doch kein echter Reisebericht ist, und dem Leser viele Momente zum Reflektieren und Nachdenken bietet.

Das Fundament des Eisbergs

Stefan Moster

Gebunden, mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 320 Seiten, 25 Euro

ISBN: 978-3-86648-680

Weitere Informationen unter https://www.mare.de/buecher/das-fundament-des-eisbergs-8680

Von Ingo