Buchkritik / Rezension "Das Haus am Ende der Welt", Henry Beston, mare Verlag. Naturbeschreibungen der ExtraklasseBuchkritik / Rezension "Das Haus am Ende der Welt", Henry Beston, mare Verlag. Naturbeschreibungen der Extraklasse

Mit „Das Haus am Ende der Welt“ hat der mare-Verlag in seiner Klassiker-Reihe ein Kleinod des US-amerikanischen Nature Writings erstmals auf Deutsch herausgebracht. Während Verfasser Henry Beston in der angloamerikanischen Welt zum Literaturkanon gehört und Kultautor ist und sein im Original  „The Outermost House“ genanntes 1928 erschienenes Buch genau so zur Pflichtlektüre wie Henry Thoreau oder Ralph Waldo Emerson, ist er hierzulande selbst literaturaffinen Menschen immer noch so gut wie unbekannt. Das sollte sich jetzt ändern, zwar hat es 90 Jahre gedauert bis die erste deutsche Übersetzung vom mare Verlag herausgekommen ist, aber das sprachliche Kleinod ist so brillant und in den Naturbeschreibungen so detailliert und trotzdem unterhaltsam, dass es auch in Deutschland viele belesene Fans finden wird.

Beston war Kriegsreporter und hatte bereits ein Buch über seine Erlebnisse im I. Weltkrieg und ein Kinderbuch verfasst, aber die Aufzeichnungen, die er in seiner selbstgebauten Hütte verfasst, sollten nicht öffentlich werden. Doch seine Verlobte, die Einsicht in die Notizen hatte, war davon so begeistert, dass sie Beston mit der Aussage „Ohne Buch keine Hochzeit!“ (No book, no marriage!) fast zwang aus den Notizen ein Buch zu machen. Beston kehrte daraufhin in das Haus am Ende der Welt zurück und arbeitete das Manuskript aus, welches 1928 von Doubleday veröffentlicht wurde. Zum Glück hörte Beston auf seine spätere Ehefrau, denn dieses Buch ist nicht nur ein absoluter Klassiker der Naturbeschreibung, sondern auch ein großer Erfolg. Das Haus selbst wurde 1964 von den USA unter Denkmalschutz gestellt und zur „National Literaray Landmark“ erklärt.

Das kleine Holzhaus in den Dünen am Meer hatte Beston sich 1925 bauen lassen, um dort seinen Urlaub zu verbringen. Geplant waren ursprünglich nur zwei Wochen, aber er war so fasziniert von der Natur um ihm herum, dass er ein ganzes Jahr blieb. In diesem Jahr beschreibt er die Natur mit allen Sinnen: Farben, Gerüchen, Geräuschen, Himmel, Meer, Strand und Dünen, alles verändert sich jeden Tag. Herausgekommen ist ein ungemein einfühlsamer Bericht voll genauer Beobachtungen und Reflexionen. Schon vor 90 Jahren nahm er dabei das Thema Raubbau an der Natur und Umweltverschmutzung auf. Wer sprachlich genaue Beschreibungen und ausnehmend schöne Bilder und Vergleiche liebt, wird beim Lesen viel Freude haben. Nicht unerwähnt bleiben soll die schöne Buchgestaltung mit kartoniertem Schuber, Fadenbindung und Lesebändchen, für die die Klassiker-Reihe des mare-Verlag bekannt ist.

Dieses Buch hat Naturbeschreibungen der Extraklasse zum Inhalt, Beston beschreibt so genau, dass man das Gefühl hat, man sitze mit ihm am Strand, beobachte Vögel, rieche die salzhaltige Luft, den Tang und spüre Sonne und Wind auf der Haut. Das Buch sollte Pflichtlektüre auch an deutschen Schulen werden.

Das Haus am Ende der Welt

Henry Beston

mare Verlag

Gebunden, mit Schuber und Lesebändchen, 224 Seiten, 32 Euro

ISBN: ‎ 978-3866 4826 92

Weitere Informationen unter https://www.mare.de/buecher/das-haus-am-rand-der-welt-8269

Von Ingo

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