Rezension / Buchkritik "Die Moskau Connection", C.H. Beck Verlag, Gründliche Analyse der fatalen politischen Entscheidungen und Aussagen in Deutschland in Bezug auf RusslandRezension / Buchkritik "Die Moskau Connection", C.H. Beck Verlag, Gründliche Analyse der fatalen politischen Entscheidungen und Aussagen in Deutschland in Bezug auf Russland

Gut recherchiert und extrem detailliert zeichnen die beiden FAZ-Journalisten Reinhard Bingener und Markus Wehner in ihrem Buch „Die Moskau Connection“ ein klares Lagebild von Deutschlands Weg in die Abhängigkeit Russlands, bei dem klar wird, wie groß das außen-, energie- und sicherheitspolitische Versagen der deutschen Regierungen unter Schröder und Merkel in Bezug auf Russland wirklich ist. Die Autoren decken auf, wie eine der führenden Industrienationen der Welt sehenden Auges über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren in eine energiepolitische Abhängigkeit und Erpressbarkeit gegenüber einer zunehmend offen repressiven und aggressiven Diktatur in Russland steuert und die Notbremse erst gezogen wird, als wieder Krieg in Europa herrscht.

In mit umfangreichen Zahlen, Daten und Fakten unterlegten Hintergründen liefern Bingener und Wehner einen erschütternden Überblick zu einem der größten Totalversagen in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem einflussreichen Netzwerk in Politik und Wirtschaft zu. Die Autoren schildern minutiös, aus welchen Personen dieses Netzwerk bestand bzw. besteht, welche Posten sich gegenseitig zugeschanzt wurden, welche Gelder wohin flossen und welche Verbindungen und Querverbindungen zwischen den jeweiligen Personen und Russland bestanden oder immer noch bestehen. So reichte Schröders Einfluss über seine Genossen Steinmeier und Gabriel auch in die Merkel-Regierungszeit hinein. Merkel wiederum ließ sowohl gegenüber dem Koalitionspartner als auch gegenüber Russland eine wirklich entschlossene Konflikt- und Handlungsbereitschaft missen und saß Probleme lieber aus, wie sie es sich von Helmut Kohl abgeschaut hatte – ein fatales Versäumnis. In Gabriels Amtszeit als Wirtschaftsminister von 2013 bis 2017 stieg der Gasimport aus Russland von 34,6 Prozent auf 54,9 Prozent zu, obwohl in Deutschland jahrzehntelang die Devise galt, sich nicht von einem Lieferanten abhängig zu machen, sondern immer mindestens vier Lieferanten zu haben. Die Gründe und Hintergründe dafür werden in diesem Buch erläutert, die Autoren kommen gar zu dem Schluss, dass nicht nur Gerhard Schröder auf der Gehaltsliste Putins stand. Profitiert haben von der engen Verbindung Schröders zu Putin auch einige Großunternehmen, an erster Stelle werden BASF mit ihrer Tochter Wintershall und die TUI genannt, die einen russischen Oligarchen als Großaktionär bekam.

Bekannte Themen wie Nord Stream 2, von Russland gesteuerte Hackerangriffe, nicht nur auf den deutschen Bundestag, der Tiergartenmord oder die „Klimastiftung“ in Mecklenburg-Vorpommern werden in diesem brillanten Buch in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Dabei kommen aber auch viele brisante, skurrile und teils wirklich erschütternde Details und Geschichten zur Sprache.

Eine gründliche Analyse der fatalen politischen Entscheidungen und Aussagen in Bezug auf Russland, die zu einer freiwilligen Abhängigkeit von Putin und seiner Machtclique führte und nur mit größter Mühe und vielen Anstrengungen jetzt extrem teuer korrigiert werden muss. Pflichtlektüre wie jeden, der verstehen möchte, warum Deutschland in eine fatale Abhängigkeit von Russland geriet und warum wir alle dafür teuer bezahlen müssen.

Die Moskau-Connection

Reinhard Bingener / Markus Wehner

  1. H. Beck Verlag

Taschenbuch, 304 Seiten, 18 Euro

ISBN 978-3406 799 419

Weitere Informationen unter https://www.beck-shop.de/bingener-wehner-moskau-connection/product/34619113

Von Ingo

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