Buchkritik / Rezension Labyrinth Barcelona, Jens Wiegand, Conbook Verlag. Der Fußgänger-Reiseführer zeigt, dass es sich richtig lohnt, nicht nur die berühmten Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern den Blick auf Neues und Unbekanntes zu richten.Buchkritik / Rezension Labyrinth Barcelona, Jens Wiegand, Conbook Verlag. Der Fußgänger-Reiseführer zeigt, dass es sich richtig lohnt, nicht nur die berühmten Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern den Blick auf Neues und Unbekanntes zu richten.

Mit dem Reiseführer “Labyrinth Barcelona” von Conbook kann die Stadt nicht nur auf eigene Faust, sondern auf ganz besondere Art und Weise entdeckt werden. Denn dieser Reiseführer bietet 30 detailliert beschriebene Spaziergänge, die zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten, aber vor allem auch zu versteckten Kleinoden und kuriosen, spannenden Orten führen. Dieser reine Fußgänger-Reiseführer ist eine brillante Idee, da sich Barcelona so leicht zu Fuß entdecken lässt wie kaum eine andere europäische Metropole. Das rechtwinklige Straßennetz erleichtert die Orientierung. Im vorderen und hinteren Umschlag befinden sich Karten zum Ausklappen mit den verschiedenen Regionen der Spaziergänge. Alle Routen beginnen und enden an einer Metrostation. Vorwort und Einleitung informieren grob über die Stadt und wie man die Spaziergänge am besten angeht. Danach gibt es eine Einstimmung mit den besten Museen, Fotospots, architektonischen Highlights, Aussichtspunkten sowie Bars und Restaurants, mit Hinweis auf die Seiten, auf denen diese Attraktionen beschrieben sind.

Die ersten zehn Spaziergänge führen durch verschiedene Zonen der Innenstadt, die Vorschläge danach gruppieren sich in einem Halbkreis um das Stadtzentrum, Nummer 20 – 26 erkunden Gebiete am Stadtrand wie den Hausberg Mont Juic, das Weltkulturerbe Park Guell oder Les Corts mit den Sportanlagen des FC Barcelona und abschließend werden vier Ausflüge nach Sitges, Tarragona, Girona und Montserrat vorgestellt, die sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Die Touren sind thematisch sortiert, nach Architektur, Kunst, Kuriosem oder Geschichte, bei einzelnen Routen vermischen sich die Themen, aber es gibt immer einen Hauptinhalt. Mit Hashtags nach der Überschrift wird angegeben, was man der Route erwarten kann.

Die Länge der Strecken und die besten Besuchstage sind unter der Überschrift zentral angegeben wobei die zentralen Spaziergänge etwas mehr als 1 km, in den Außenbereichen 3 bis 4 Kilometer lang sind. Aber man sollte sich nicht von den scheinbar kurzen Strecken täuschen lassen: Bei dem, was es da alles so zu sehen, erleben, erfahren, fotografieren und an Essen und Trinken zu probieren gibt, kann man für die wenigen Kilometer auch schon mal einige Stunden benötigen. Bei jeder Tour werden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten genau erklärt und es gibt für jede Route eine Detailkarte. Außerdem ist immer auch eine Empfehlung für ein Restaurant, eine Bar oder Café dabei. Bei der Auswahl der Gastronomie legt der Autor darauf Wert, dass diese Tipps keine Touristen-Hotspots sind, sondern Lokale in denen auch die einheimische Bevölkerung gerne ein und ausgeht.

Überraschungen warten auch dort, wo man sie nicht vermutet: Der Spaziergang auf den Rambles, von der berühmten Flanier- und Einkaufsmeile wird von den Einheimischen im Plural gesprochen, weil es unterschiedliche Abschnitt gibt, verweist der Autor nicht nur auf die bekannten Spots wie den Rokokopalast der Vizekönigin, sondern wartet mit echten Überraschungen auf wie dem „Friedhof der vergessenen Bücher“. Die imaginäre, versteckte Bibliothek aus Carlos Ruiz Zafons Bestsellerroman „Der Schatten des Windes“ betritt die Hauptfigur Daniel nämlich durch den in schummriges Licht getauchten Torbogen der Gasse Carrer de l´Arc del Teatro, die von einer der Rambles abzweigt.

Autor Jens Wiegand zeigt in diesem Reiseführer mit vielen Facetten vor allem das alltägliche Barcelona, beinahe aus jeder Ecke wispern Geschichten und Geschichte. So begegnen einem beim Spazieren auf dem nur 1 km langen Passeig de Colom rund um die Hafenmole, das Cervantes-Haus, in dem der Don Quijote-Autor lebte, die Werkstatt, in der das erste spanische Motorrad zusammengeschraubt wurde, woraus bekannte Marken wie Montesa, Derbi oder Bultaco folgten, oder die erste katalanische Universität, gegründet von der Regionalregierung, die nach dem Vater der modernen katalanischen Sprache, Pompeu Fabra benannt ist, also quasi dem Pendant von Konrad Duden. Es sind die kleinen Gassen, Nebenstraßen und auch mal der Blick auf Häuserfassaden nach oben, der den Städtetrip zu Fuß durch Barcelona so außergewöhnlich macht und zu überraschenden Aus- und Einsichten führt. Durch die zahlreichen, rund 300 Fotografien, bekommt der Leser schon vor der Reise zahlreiche Eindrücke und ein Gefühl für die Metropole. Internetadressen für zusätzliche aktuelle Informationen sowie ein Jahreskalender mit wichtigen Veranstaltungen am Ende, bei dem man schauen kann, ob man seinen Aufenthalt mit einem Fest kombinieren kann, runden diesen schönen, außergewöhnlichen Reiseführer ab.

In „Labyrinth Barcelona” sind die ganze Vielfalt und Gegensätzlichkeit der katalanischen Hauptstadt prägnant und mit vielen Insider-Tipps zusammengefasst. Der Fußgänger-Reiseführer zeigt, dass es sich richtig lohnt, nicht nur die berühmten Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern den Blick auf Neues und Unbekanntes zu richten.

Barcelona

Jens Wiegand

Conbook Verlag

Paperback, 192 Seiten, 15,95 Euro

ISBN: ‎ 978-3958894501

Weitere Informationen unter https://www.conbook-verlag.de/buecher/labyrinth-barcelona/

Von Ingo

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