Buchkritik / Rezension "Das Buch der Abenteuer", Elinor Mordaunt, Mare Klassik. Überragender Bericht einer allein durch die Südsee reisenden Frau Mitte der 1920-er JahreBuchkritik / Rezension "Das Buch der Abenteuer", Elinor Mordaunt, Mare Klassik. Überragender Bericht einer allein durch die Südsee reisenden Frau Mitte der 1920-er Jahre

Das Buch der Abenteuer handelt von einer allein durch die Südsee reisenden Frau. Das Besondere daran: diese Reise fand Mitte der 1920-er Jahre statt, Elinor Mordaunt fuhr dabei von London aus mit Schiffen über den Panamakanal nach Tahiti, Samoa, zu den Fidschi-Inseln bis nach Sydney. Diese Reise war alles andere, als eine entspannte Tourismustour mit maximalem Komfort, zumal Mordaunt auch nur über ein geringes Budget verfügt, sondern ein richtiges Abenteuer mit viel Warten, Ungewissheit und Widrigkeiten. So droht auch ihr Traum von der Erkundung der Fidschi-Inseln zu platzen.

Aber die Autorin hat einen eisernen Willen und verfügt über viel Überredungskünste. So heuert sie allen Schwierigkeiten zum Trotz auf einem mit Ungeziefer verpesteten „Seelenverkäufer“ an und erreicht nicht nur ihr Ziel, sondern besucht abgelegenen Eingeborenen-Dörfer auf den der Inseln und lernt Menschen, deren Kultur, Sitten und Gebräuche kennen. Wie sie sich, zwischen ruppigen Seemännern, ohne zu jammern, den Widrigkeiten einer oft wenig komfortablen Reise ausgesetzt hat, ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern zeugt von ihrem unbedingten Willen.

Elinor Mordaunt (1872–1942) war das Pseudonym der in Cotgrave/Nottinghamshire geborenen Autorin Evelyn May Clowes. Sie wanderte 1902 nach Australien aus, wo ihre ersten Kurzgeschichten erschienen. Bis zu ihrem Tod veröffentlichte sie mehr 50 Bücher, Kritiker verglichen ihre Werke mit denen von H. G. Wells und Joseph Conrad. Doch ihre größte Leidenschaft war nicht die Literatur, sondern das Reisen. Mit diesem Buch verband sie beide Passionen. Die einzelnen Kapitel veröffentlichte sie zuerst in fortlaufenden Artikeln in der Londoner Tageszeitung Daily News. Zwei Jahre von 1923 -25 war Mordaunt unterwegs und ihr Durchhaltevermögen und ihr Elan sind bewundernswert, denn immerhin war sie zum Zeitpunkt der äußerst unbequemen Reise bereits mehr als fünfzig Jahre alt und gesundheitlich schon ein wenig angeschlagen.

Mordaunt traf auf Inseln, die bereits von Europäern erschlossen und oftmals kolonialisiert worden waren, die Menschen aber immer noch sehr ursprünglich waren. So kann die Autorin die traditionellen Lebensweisen beschreiben, von denen heute nur noch wenig erhalten ist. Das macht dieses Buch zu einer Fundgrube für Interessierte und sollte bei Jedem, der eine Polynesien-Reise plant, auf dem Vorbereitungszettel stehen. Auch literarisch ist das Buch ein Highlight, denn die schreibt in einem angenehm leichten und lebhaften Stil, mit viel Esprit und Weltoffenheit über die Dinge, die sie entdeckt. Glänzend sind vor allem ihre Beschreibungen von Menschen und Landschaften, aber auch Farben und Düfte hebt sie mit gekonnter Wortwahl immer wieder fast plastisch hervor. Dies gelingt ihr in einer angenehm knappen Form und mit moderatem Tempo der Kapitel, ein kleines Kunststück in sich. Ein starkes Buch einer besonders starken Frau.

 

Das Buch der Abenteuer

Elinor Mordaunt

Mare Klassik

Gebunden, im Schuber, mit Lesebändchen, 288 Seiten, 34 Euro

ISBN: ‎ 978-3866486652

Weitere Informationen unter https://www.mare.de/buecher/das-buch-der-abenteuer-8665

Von Ingo

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